"Das Urteil" von Gino Kuhn

“Das Urteil” von Gino Kuhn

Gino Kuhn kam 1955 in Walldürn bei Heidelberg zur Welt. Mit 20 zog er nach West-Berlin. Mehrfach reiste er als Fluchthelfer in die DDR: Am 23. Oktober 1975 hatte er drei DDR-Bürger im Kofferraum seines Autos versteckt. Er flog auf und wurde am Grenzübergang Wartha Herleshausen verhaftet.

Nach Untersuchungshaft in Cottbus und Berlin-Hohenschönhausen wurde er am 8. April 1976 vom Bezirksgericht Cottbus wegen „staatsfeindlichen Menschenhandels“ zu sechs Jahren Haft verurteilt und dann in die Haftanstalt Rummelsburg überführt. Am 10. Februar 1978 kaufte die Bundesregierung Gino Kuhn frei.

Seither setzt er sich künstlerisch mit dem Berliner Mauerbau und den Haftbedingungen in ehemaligen DDR-Gefängnissen auseinander: „Meine Bilder sollen ein Mahnmal sein und widerspiegeln, welchen entwürdigenden Haftbedingungen wir ausgesetzt waren. Damit meine ich Isolationshaft, Folter, Schlafentzug, Knebelketten, Haar- und Zahnausfall in Folge von mangelnder Ernährung, Zwangsarbeit und Demütigungen aller Art. Da ich in Worten nicht ausdrücken kann, was geschehen ist, sollen meine Gemälde und Zeichnungen von dauerhaft-zeitlosem Rang sein und das persönliche Trauma ins Licht der Öffentlichkeit stellen. Es soll ein Beitrag zur Aufklärung sein, zum gegenseitigen Respekt und zur Toleranz, in der Hoffnung, dass so etwas allen Menschen dieser Welt erspart bleibt.“

Vom 5. August bis zum 30. Oktober sind die Werke von Katrin Büchel und Gino Kuhn im Museum Lichtenberg, Türrschmidtstraße 24, zu sehen.