Als Kinderwagen oder zum Shopping: „Flotte kommunal“ – Lastenräder ausleihen in öffentlichen Einrichtungen des Bezirks.

Anna, Egon, Bodo und Co stehen zur Abfahrt bereit. An verschiedenen Stationen im Bezirk können ab sofort zehn Lastenfahrräder kostenlos ausgeliehen werden. „Flotte kommunal“ heißt das Projekt, das dieser Tage erstmals berlinweit in Lichtenberg und Spandau an den Start geht. „Wir bieten Lastenräder tageweise zum Ausprobieren an, um umweltfreundliche Mobilitätsangebote bekannter zu machen und ihren Einsatz auf Benutzerfreundlichkeit zu prüfen“, erklärt Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke). Denn der Zuzug von Neulichtenbergerinnen und Neulichtenbergern ist enorm. „Wenn jeder, der hierher zieht, mit seinem eigenen Auto umherfährt, würden wir hier nicht mehr vorwärts kommen“, sagt er. „Auch deshalb wollen wir mit den Lastenfahrrädern eine Alternative anbieten.“ Und so schlägt der Bezirk gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Mobilität wird verbessert und die Umwelt geschont.

Umgesetzt wird das Projekt gemeinsam mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club Berlin (ADFC). Der betreibt bereits seit Jahresbeginn sehr erfolgreich die internetbasierte Buchungsplattform „www.flotte-Berlin.de“. „Wir sind mit drei Lastenrädern gestartet. Mittlerweile sind 14 kostenfrei in der Stadt unterwegs“, erklärt ADFC-Vorstand Frank Masurat. Rund 600 Ausleihen habe es seitdem gegeben. Ein ehrenamtliches Team kümmert sich um den Verleih der Räder. „Die Hälfte der Fahrten, die jetzt mit den Lastenrädern gemacht werden, wären normalerweise mit dem Auto gemacht worden“, weiß er. Und auch die Resonanz auf das Projekt ist positiv: „94 Prozent der Testfahrenden wollen wieder ein Lastenrad benutzen.“

Lichtenbergerinnen und Lichtenberger können jetzt kostenlos Lastenräder für bis zu drei Tage testen. Es gibt sie an zehn Stationen, die über den gesamten Bezirk verteilt sind.

Wer in Lichtenberg eine Runde mit einem Lastenrad fahren möchte, kann zwischen zehn Stationen wählen, die über den ganzen Bezirk verteilt sind. Die Mitarbeitenden öffentlicher Einrichtungen wie der Egon-Erwin-Kisch-, Anton-Saefkow-, Anna-Seghers- und Bode-Uhse-Bibliothek, der Stadtteilzentren „Kiezspinne“ und „Ikarus“, der Begegnungsstätte RBO, des Nachbarschaftszentrums „Benn“, des Museums Lichtenberg sowie der Verkehrsschule in der Baikalstraße geben die Lastenräder heraus. „Im familienfreundlichen Bezirk wollen wir dieses Angebot allen ermöglichen. Deshalb ist es kostenlos“, erklärt der Bezirksbürgermeister.

Das Ausleih-Prinzip ist simpel: Jedes Lastenrad hat einen Namen und kann im Internet für ein bis drei Tage gebucht werden. Wer keinen Internetzugang hat, kann beim Projektbüro des ADFC ein Lastenrad reservieren. „Beim Abholen müssen die Testfahrerinnen und Testfahrer lediglich ihren Personalausweis zeigen“, erklärt Kirsten Schindler, die Klimaschutzbeauftragte des Bezirks. Dann können die Interessierten sofort losradeln. Der großzügige Stauraum überzeugt schnell: „Sechs Bierkästen oder vier Kinder können problemlos transportiert werden“, versichert Thomas Büermann vom ADFC. Ausgestattet mit einem Gurt-System sind die Lastenräder auch bestens für den Transport von Kindern geeignet. Büermann will Klima und Umwelt verbessern und wirbt daher für den Umstieg vom Auto aufs Lastenrad.

Die Berliner Klimaschutzziele

Mit dem Verleih der zehn Lastenfahrräder leistet der Bezirk einen Beitrag zum Klimaschutz. Denn Berlin will bis 2050 klimaneutral werden. Klimaneutral ist eine Stadt dann, wenn sie einen Ausstoß von Treibhausgasen erzeugt, der das Weltklima unterhalb der gefährlichen Schwelle einer Erwärmung von zwei Grad erhalten kann. Berlins Treibhausgas- emissionen bestehen zu 98 Prozent aus Kohlendioxid, kurz CO2. Berlin wäre klimaneutral, wenn die städtischen Emissionen bis zum Jahr 2050 auf rund 4,4 Millionen Tonnen abnehmen würden, also um mindestens 85 Prozent verglichen mit dem Basisjahr 1990. Um dieses Ziel zu erreichen, hat das Berliner Abgeordnetenhaus am 17. März 2016 das Berliner Energiewendegesetz verabschiedet. Konkrete Strategien und Maßnahmen, wie das Klimaneutralitätsziel erreicht werden kann, wurden anschließend im Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK) ausgewiesen. Daraus ergeben sich für die Bezirksverwaltungen Pflichtaufgaben und Fördermittel hinsichtlich des Klimaschutzes. Zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen und -projekte wurden in den letzten Jahren im Bezirk bereits umgesetzt. Beispiele unter: www.berlin.de/ba-lichtenberg/politik-und-verwaltung/beauftragte/klimaschutz.

Für die Lichtenberger Lasten­fahrräder werden übrigens noch Patinnen und Paten gesucht, die in der Nähe einer öffentlichen Verleihstation wohnen und bereit sind, Kleinstreparaturen durchzuführen. Fragen dazu beantwortet das Projektbüro des ADFC.

Da die Verleihstationen öffentliche Einrichtungen sind, sind das Abholen und die Rückgabe an die Öffnungszeiten der Bibliotheken, Museen und Stadtteilzentren gebunden. Drei Tage beträgt die maximale Ausleihdauer. Dann müssen die Gefährte zurück. „Rund 70 000 Euro hat der Bezirk jeweils für Anschaffung, Wartung und sonstige Kosten eingeplant“, erklärt Kirsten Schindler. Der Räder-Kauf, das Einrichten der Verleihstationen, die Buchungsplattform sowie das Warten und Versichern der Räder sowie die Öffentlichkeitsarbeit und Evaluation werden im Rahmen des „Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms 2030“ durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gefördert.

Wer ein Lastenfahrrad oder ein E-Bike nur mal kurz testen möchte, kann dies auf dem Gelände der bezirkseigenen Verkehrsschule in der Baikalstraße 4 wöchentlich von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr machen.

Buchen der Lastenräder:
www.flotte-Berlin.de

Projektbüro des ADFC:
montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr
Telefon 44 84 724

Weitere Infos zum projekt:
kommunal.flotte-berlin.de

Fotos: bbr