30 Ehrenamtler erhalten den Bezirkstaler für ihr Engagement

Mit Putzmitteln und Lappen in der Hand knien sie auf Gehwegen und polieren unscheinbare Quader: Mehr als 30 Lichtenbergerinnen und Lichtenberger haben ehrenamtliche Patenschaften für Stolpersteine übernommen.

Damit erklären sie sich bereit, die inzwischen 124 mit gravierten Messingplatten versehenen und in Gehwegen eingelassenen Betonklötzchen zu pflegen, hin und wieder nach dem Rechten zu sehen oder sich anderweitig in der Stolperstein-Initiative zu engagieren. Dagmar Poetzsch kennt sie alle. Die 65-Jährige ist beim Netzwerk Licht-Blicke der pad gGmbH aktiv und hat eine Auszeichnung der Stolpersteinpaten angeregt.

Am Montag, 2. Juli, um 18 Uhr wird Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) im Ratssaal des Rathauses Lichtenberg in der Möllendorffstraße 6 insgesamt 30 Stolpersteinpatinnen und -paten mit dem Bezirkstaler ehren. Interessierte sind herzlich eingeladen vorbei zu kommen und sich über die Initiative zu informieren. „Das Gedenken an Frauen, Männer und Kinder, die Opfer des Faschismus wurden, ist mir sehr wichtig. Das Bezirksamt Lichtenberg hält mit Kranzniederlegungen an mehreren Tagen des Jahres die Erinnerung wach und lädt zum gemeinsamen Gedenken ein. Stolpersteine zu verlegen und damit den Schicksalen von Lichtenbergerinnen und Lichtenbergern ganz nah zu kommen, ist eine Form der Gedenkkultur, die mir besonders am Herzen liegt“, sagt Michael Grunst.

Initiator der Stolpersteine ist der Kölner Künstler Gunter Demnig. Er hat ein „dezentrales Monument“ geschaffen, das die Erinnerung an die Ermordeten an jenen Ort zurückbringt, an dem sie lebten, bevor der Nationalsozialismus sie stigmatisierte und sie zu Verfolgten wurden.

Dagmar Poetzsch und die Initiative erinnern an diese Orte. Sie organisieren Führungen wie durch das Karlshorster Prinzenviertel. „Während des Spazierganges werden die Biografien der Menschen verlesen, deren Namen auf den Stolpersteinen stehen“, sagt Dagmaer Poetzsch. Sie selbst ist immer wieder in den Archiven unterwegs um neue Persönlichkeiten für das Gedenken mit einem Lichtenberger Stolperstein zu recherchieren. „Diese Arbeit ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch emotional sehr belastend“, sagt sie.

Ihr Wissen teilt sie mit anderen Menschen wie aktuell mit Jugendlichen vom Barnimgymnasium. „Ich habe ihnen im Rahmen eines Projektes von zwei 20-Jährigen erzählt, deren Stolpersteine in der Sangerallee und in der Cäsarstraße verlegt wurden“, erzählt sie. Beide liebten die Swing-Musik, die unter den Nazis verboten war. Als einer dem anderen schrieb „Wenn diese Scheiße hier vorbei ist, gehen wir nach Amerika“, wurde der Brief abgefangen und die beiden jungen Menschen später zum Tode verurteilt.

„Das hat die Jugendlichen sehr berührt“, erklärt Dagmar Poetzsch. Sie wünscht sich vor allem, dass noch mehr junge Menschen sich in der Stolperstein-Initiative engagieren.

Weitere Infos:

stolpersteine@licht-blicke.org