Janko Lauenberger hat das Leben seiner Großtante Unku recherchiert.

Noch bis zum 31. Dezember ist im Museum Lichtenberg die Sonderausstellung „ausgegrenzt – verfolgt – ermordet. Sinti und Roma in Lichtenberg 1933-1945“ zu sehen. Denn dem Völkermord der Nationalsozialisten fielen auch viele in Lichtenberg lebende Sinti und Roma zum Opfer. Sie wurden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nur wenige überlebten. Stellvertretend für die vielen Unbekannten stellt die Schau einige Menschen vor, die mit historischen Vorgängen im damaligen Bezirk Lichtenberg verbunden sind.

Eines dieser Schicksale ist das der 1920 geborenen Erna Lauenberger, genannt „Unku“. Sie wurde mit nur 23 Jahren am 2. Juli 1943 mit einer Giftinjektion im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Die Schriftstellerin Grete Weiskopf kannte die Familie Lauenberger gut. In ihrem 1931 erschienenen Roman „Ede und Unku“ setzte sie dem Sintikind und dem Arbeiterjungen Ede ein literarisches Denkmal. 1972 wurde das Buch in der DDR zur Pflichtlektüre.

Am Mittwoch, 10. Oktober, um 19 Uhr kommt der Musiker Janko Lauenberger ins Museum Lichtenberg und liest aus seinem kürzlich erschienenen Buch „Ede und Unku – die wahre Geschichte“. Gegen das Vergessen und als Mahnung für die Zukunft erzählt er darin, wie das Leben seiner Großtante Unku weiter ging und endete. Gemeinsam mit Juliane Wedemeyer hat er die Geschichte seiner Sinti-Familie von der Weimarer Republik bis heute recherchiert. Darin wird klar, dass die Sinti zwar Teil der deutschen Kultur, zugleich aber auch ein eigenständiges Volk sind.

Musiker Janko Lauenberger liest im Museum aus seinem Buch (s. oben) über seine Großtante.

Der Ausstellung und der Lesung voraus ging eine mehrjährige Suche nach Zeugnissen über die Verfolgung von Sinti und Roma im Bezirk. Aus historischen Quellen wurden neue Erkenntnisse gewonnen über Schicksale in Internierungslagern wie dem Arbeitshaus Rummelsburg und dem Arbeitslager Marzahn sowie über polizeiliche Repressionen. Sinti und Roma waren Opfer rassistisch begründeter Verfolgung. Sie mussten Zwangsarbeit, Eingriffe in die persönliche und körperliche Unversehrtheit durch „rassenbiologische“ Untersuchungen und Sterilisation sowie die Deportation in Konzentrations- und Vernichtungslager erleiden.

In den Dokumenten finden sich auch Hinweise auf aktives Handeln von Verantwortlichen der Lichtenberger Verwaltung: Sie waren Erfüllungsgehilfen zentraler Institutionen wie der Berliner Polizei und der „Rassenhygienischen Forschungsstelle“, von denen systematische Ausgrenzung und Verfolgung von Sinti und Roma ausging.

Die Exposition entstand mit Unterstützung des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg e.V. Mehr zur Ausstellung und zu den Veranstaltungen auf:
www.museum-lichtenberg.de

Fotos: Thiele/bbr