Objekt des Monats Juli erinnert an Konsumgenossenschaften.

Eine durchsichtige, etwa einen halben Liter fassende Glasflasche mit der Aufschrift „Konsumgenossenschaft Berlin” aus den 1930er Jahren ist das Objekt des Monats Juli.

Die Mehrwegflasche steht für eine nachhaltige, Ressourcen schonende und eigenverantwortliche Versorgung von Menschen, wie sie die Konsum-Vereine praktiziert haben. Der Gedanke einer selbst verwalteten und nicht profitorientierten Versorgung mit qualitätsvollen Nahrungsmitteln ist nämlich kein neuzeitliches städtisches Phänomen.

Bereits 1844 schlossen sich im englischen Rochdal 28 Weber zu einer solchen Genossenschaft zusammen. Den Anstoß hatten überteuerte und noch dazu verdorbene und gepanschte Lebensmittel gegeben. Schon ein Jahr später gründete sich ein ähnlicher Verein in Chemnitz.

Zwischen 1860 und 1920 entstanden in und um Berlin mehr als 40 Konsumgenossenschaften, so auch 1899 der Konsum-Verein Berlin-Nord. Auf dem Gelände der Rittergutstraße 22 bis 26 – die heute Josef-Orlopp-Straße heißt – wurde 1910 der Grundstein für das Verwaltungsgebäude gelegt. 1930 besaß die Genossenschaft 4.500 Mitarbeiter, knapp 200.000 Mitglieder, 270 Lebensmittelabgabestellen und fünf Kaufhäuser.

In der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur wurde die Genossenschaft zwangsverwaltet, enteignet und damit schwer geschädigt. Nach der Befreiung gründete sich Konsum neu und übernahm einen Teil der Versorgung der Bevölkerung.

Trotz erheblicher staatlicher Investitionen war ihr eine freie Entfaltung im sozialistischen Wirtschaftssystem nicht möglich. Und auch der Start in die freie Marktwirtschaft 1990 gestaltete sich schwierig: 2003 musste die Konsum-Genossenschaft Konkurs anmelden.

Seither besteht sie als Immobilien- und Handelsgenossenschaft fort. Von dem ursprünglichen Gedanken des Konsum-Vereins ist nicht mehr viel erhalten. Zahlreiche Gebäude auf dem Konsum-Gelände wurden verkauft und als Konsum-Quartier unter anderem für Luxus-Wohnungen verwertet.

Foto: Museum