Die Koptisch-Orthodoxe Gemeinde hat 1998 die Glaubenskirche am Roedeliusplatz übernommen und sie zur Heimstadt vieler koptischer Christen aus Ägypten gemacht. Das Haus öffnet sich auch über das Quartier hinaus und bereichert das kulturelle Leben durch Konzerte von Klassik bis Jazz. Damit hat es sich als ein wichtiger Ort der Religion und Kultur in Lichtenberg etabliert.

Entstanden ist die Kirche 1903 bis 1905 nach den Entwürfen von Ludwig von Tiedemann unter der Schirmherrschaft der Kaiserin Auguste Victoria. Der Architekt Robert Leibnitz hat den Bau ausgeführt. Er überrascht im Inneren durch seine unübliche zweischiffige Anlage mit vier Jochen und je zwei Seitenkapellen im Osten und Westen. Das Äußere prägen im Erdgeschoss ein stark überhöhter Kalksteinsockel, geöffnet von schmalen Vorhangbogenfenstern und einem darüber befindlichen Geschoß aus Backsteinen.
Bereits 1999 bis 2001 konnte das Dach mit seiner komplizierten Mönch-Nonnendeckung instand gesetzt werden. Aber auch die Fassaden, der Innenraum und vor allem die Zwillingstürme benötigen dringend eine Restaurierung: So erhielten die Türme 1935 die stadtbildprägende Kupferdeckung. Offensichtlich hatte sich die von Tiedemann festgelegte Mönch-Nonnendeckung angesichts der steilen Dachneigung als ungeeignet herausgestellt.
In den siebziger Jahren wurde das Kupferblech der Helme repariert und die Türme erhielten zudem Edelstahlbekrönungen: Ein lateinisches Kreuz und einen Hahn. Schon zweimal lösten sich in den letzten Jahren bei stürmischem Wetter mehrere Kupferplatten der Helme und drohten herunterzustürzen. Es bestand dringender Handlungsbedarf, doch die geschätzten Kosten von einer halben Million Euro überstiegen bei Weitem das Budget der Koptisch-Orthodoxen Kirche.
Dank der Initiative der Oberen und Unteren Denkmalschutzbehörde, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und des Bundes entstand 2015 gemeinsam mit der Gemeinde ein Finanzierungskonzept, das noch in diesem Jahr umgesetzt wird und vor allem den oberen Teil der Türme sichert.
Bei den Maßnahmen entstanden jedoch Mehrkosten, verursacht durch die historische Mauerwerkkonstruktion. Diese hat das Bezirksamt Lichtenberg in Höhe von 70.000 Euro übernommen.
Im November sollen die Arbeiten am oberen Teil der Türme abgeschlossen sein. Die akuten Gefahren sind damit erst einmal gebannt. Nun kann es mit den unteren Mauerwerksbereichen der Türme weitergehen, nicht zu vergessen die restliche Fassade und der Innenraum.
Martina Abri