Schülerinnen und Schüler freuen sich über sanierte Klassenräume & Turnhallen.

2.882 Lichtenberger Kinder haben vor kurzem ihren ersten Schultag erlebt. Den ABC-Schützen an der Carl-von-Linné-Schule gratulierte Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) dazu persönlich. Er ist im Bezirk auch verantwortlich für Personal, Finanzen, den Hochbau und verspricht: „Um für alle Kinder im Bezirk optimale Lernbedingungen zu schaffen, stellen wir finanzielle Mittel und Personal bereit. In den kommenden zehn Jahren werden wir in Lichtenberg mit Hilfe des Landes Berlin fast eine Milliarde Euro in die Schulen investieren. An nahezu jeder Schule wird dann saniert, neu errichtet oder umgebaut worden sein.“

Das setzt in den nächsten fünf Jahren ein hohes Maß an logistischem Können und vertrauensvoller Zusammenarbeit voraus. „Ohne das Engagement und die Geduld der Schulleitungen, Elternvertretungen und Schülerinnen und Schüler, ist das nicht möglich“, sagt der für Schule und Sport zuständige Bezirksstadtrat Wilfried Nünthel (CDU). In den letzten Jahren ist berlinweit hinsichtlich der Schulsanierungen einiges ins Stocken geraten. „Aber Lichtenberg hat immer darauf geachtet, in seine Schulen zu investieren. Dort liegt auch künftig eine unserer Prioritäten“, sagt der Bezirksbürgermeister.

Der Grund liegt auf der Hand: Berlin wächst. Lichtenberg noch mehr. Laut Prognosen ist der Bezirk unter den Top drei der am stärksten wachsenden in der Hauptstadt. Vor allem Menschen mit Kindern ziehen in den familienfreundlichen Bezirk. „Das macht sich schon jetzt sehr deutlich an den steigenden Schülerzahlen bemerkbar“, sagt Grunst. Der bezirkliche Schulentwicklungsplan stellt dar, wie der Bedarf in ganz Lichtenberg und an den einzelnen Standorten ist. Er wird gerade aktualisiert. Wilfried Nünthel erklärt: „Im laufenden Schuljahr muss der Bezirk 22.600 Kinder und junge Erwachsene mit einem Schulplatz versorgen. Bereits im nächsten Schuljahr werden es um die 24.000 Schülerinnen und Schüler sein.“ Laut Prognosen benötigen in den Jahren 2023/24 bis zu 30.000 Kinder einen Schulplatz.

Kinder und Lehrerinnen bei der Eröffnung der Sporthalle nach Sanierung in der Friedrichsfelder Grundschule in der Lincolnstraße 67.

Der Fachbereich „Schulbaukoordination“ des bezirklichen Schul- und Sportamtes initiiert und begleitet fachlich alle Vorhaben und Maßnahmen wie Sanierungen und Schulneubauten. Dennoch dauerte in jüngster Vergangenheit der Schulneubau von der Planung und Finanzierung über den Bau bis hin zur finalen Schlüsselübergabe berlinweit etwa sieben Jahre. Grund dafür waren verfahrensbedingte lange Abstimmungs-, Prüf- und Ausschreibungszeiträume. Das sorgte bei Eltern und Kindern immer wieder für Kopfschütteln.

Der Berliner Senat hat darauf reagiert und die „Berliner Schulbauoffensive“ (BSO) ins Leben gerufen. Sie verkürzt die Verwaltungsprozesse berlinweit durch einheitliche Standards und klärt wichtige Anliegen. „So wurden beispielsweise Musterschulen konzipiert. Das beschleunigt das Bauen durch vereinfachte Überprüfungen der Bauunterlagen und Kostenkalkulationen“, erklärt Michael Grunst. Zusammen mit Wilfried Nünthel vertritt er den Bezirk in den berlinweiten Steuerungsrunden. Nünthel sagt: „Es ist wichtig, dass wir uns als Bezirk im Schulbereich auch weiterhin berlinweit bemerkbar machen.“

Diese Strategie hat Erfolg: So entstehen dank der Berliner Schulbauoffensive mithilfe der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen sowie der Wohnungsbaugesellschaft Howoge neben der Gemeinschaftsschule Waldowallee 117 weitere Grundschulen je eine am Blockdammweg 60 bis 64, in der Konrad-Wolf-Straße 11, in der Schleizer Straße 67 und in der Sewanstraße 43. Aus anderen Finanztöpfen werden die Grundschulen in der Rüdigerstraße 76, Paul-Junius-Straße 69, Wartiner Straße 6 und Hauptstraße 9 in Rummelsburg finanziert. Da es bei Sanierungs- und Umbauarbeiten mangels Platz nur selten Ersatzstandorte gibt, finden die Maßnahmen oft während des Schulbetriebes statt. Meist geht das ganz schnell wie beim Reaktivieren des Schulstandortes in der Rüdigerstraße 76: Dort konnte der Bezirk einen Modularen Ergänzungsbau (MEB) in Leichtbauweise in Betrieb nehmen. „Der Vorteil: Werden die Räume nicht mehr gebraucht, können sie günstig wieder zurückgebaut werden“, erklärt der Schulstadtrat. Je nach Modell verfügen die MEBs über 12, 16 oder 24 allgemeine Unterrichtsräume und entsprechen dem Qualitätsstandard herkömmlicher Schulgebäude. So sind sie barrierefrei und in vielen Räumen mit interaktiven Whiteboards ausgestattet.

Schicke Essensausgabe in der Mensa im neuen Verbindungsbau, Schule in der Rüdigerstraße 76.

In den Bauten haben die Lehrkräfte Treffpunkte und die Schüler je einen Gruppen- oder Teilungsraum. Während die Kinder in den MEBs Unterricht hatten, ist die Schule für 1,5 Millionen Euro umfangreich saniert worden. „Mitarbeitende des bezirklichen Baumanagements haben die Sanierungen geplant und beaufsichtigt. So hat die Bauzeit nur neun Monate betragen. Das war eine enorme Leistung aller Beteiligten“, erklärt der Bezirksbürgermeister. Nünthel ergänzt: „Der Verbindungsbau zur Sporthalle bekam eine Mensa mit moderner Ausgabeküche und einem neu sanierten Dach.“ Nächstes Jahr geht es für die Schule mit dem sonderpädagogischen Förderzentrum für „Sprache“ weiter. Zurzeit wird die Sanierung der Sporthalle geplant. Auch an der Lew-Tolstoi-Schule in Karlshorst wird während der Schulzeit gehämmert und gebohrt. Deshalb findet der Unterricht dort voraussichtlich bis Mitte 2020 übergangsweise in mobilen Klassenraumcontainern statt. „Sie dienen dazu, den notwendigen Erweiterungsbau und den Schulalltag unter einen Hut zu bringen“, erklärt Michael Grunst. Die Container sind wärmegedämmt, verfügen über ausreichend große Klassenräume und Flure und sind von außen oft modern verkleidet. Sie sind besonders witterungsbeständig, robust und damit sehr langlebig.

Dass dies keine Dauerlösung sein kann, ist klar. Schulstadtrat Nünthel verspricht: „Deshalb prüfen wir zusammen mit den zuständigen Senatsverwaltungen genau, an welchen Standorten weitere Schulen schnell ergänzt oder neu gegründet werden können.“

Fotos: BA/bbr