Schülervorführung von „Das Tagebuch der Anne Frank“

Die Jugendstadträtinnen der Bezirke Pankow und Lichtenberg, Christine Keil und Dr. Sandra Obermeyer, hatten kürzlich Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen der Kurt Tucholsky Oberschule Pankow sowie Veronika Nahm vom Anne Frank Zentrum Berlin ins Kino CineMotion in Hohenschönhausen eingeladen. Gemeinsam haben sie Hans Steinbichlers Film „Das Tagebuch der Anne Frank“ gesehen und anschließend darüber diskutiert.

Anne Frank war ein jüdisches Mädchen aus Deutschland. Sie wurde 1929 in Frankfurt am Main geboren. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, zog sie mit ihrer Familie nach Amsterdam. Dort lebte sie in Sicherheit, bis die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg die Niederlande besetzte. 1942, kurz nach ihrem 13. Geburtstag, tauchte die Familie Frank unter, um der Verfolgung zu entkommen. Sie versteckte sich in einem Hinterhaus im Zentrum Amsterdams.

Dort schrieb Anne Frank ihr Tagebuch. Zwei Jahre später wurden die Untergetauchten verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Kurz vor Kriegsende starben Anne und ihre Schwester Margot im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Otto Frank überlebte die Lagerhaft und veröffentlichte 1947 die Aufzeichnungen seiner Tochter. Anne Franks Tagebuch wurde in mehr als 70 Sprachen übersetzt. Millionen Menschen haben es gelesen.

Dr. Sandra Obermeyer (parteilos, für die Linke): „Die Neuverfilmung hat uns sehr bewegt. Das wurde deutlich im anschließenden Gespräch mit den Jugendlichen. Ich würde mich freuen, mit noch mehr Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen und lade gern zu weiteren Diskussionen ein.“ Telefonische Anmeldung unter: 90 296 -63 02.

Wiebke Eltze von der Lichtenberger Netzwerkstelle für Demokratie und Toleranz sprach für die Rathausnachrichten mit Veronika Nahm vom Anne Frank Zentrum Berlin.

RHN: Frau Nahm, was macht für Sie die Geschichte von Anne Frank so besonders und für die heutige Auseinandersetzung passend?

vom Anne Frank Zentrum Berlin

vom Anne Frank Zentrum Berlin

Veronika Nahm: „Für Jugendliche heute ist es, glaube ich, generell interessant, sich dem Thema Nationalsozialismus und Judenverfolgung über den biografischen Ansatz zu nähern, also ganz nah an der Geschichte eines Menschen zu sein. Bei Anne Frank gelingt dies zum einen, weil sehr viele Fotos von ihr und ihrer Familie erhalten geblieben sind. Dadurch ist es leicht, einen ganz privaten Blick auf sie zu werfen. Daneben haben wir ihr Tagebuch mit ihren Gedanken und Gefühlen. Viele der Gedanken, etwa zu ihrer Identität, zu ihren Träumen und Ängsten, zu ihrer Familie und ihren Freunden berühren Jugendliche heute. Aber auch Stationen in Annes Leben regen dazu an, Vergangenheit und Gegenwart nebeneinander zu sehen und sie auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin zu untersuchen.

Kritische Stimmen haben den Film auch langweilig genannt. Teilen Sie diese Meinung?

Verglichen mit den bisherigen Verfilmungen ist es Hans Steinbichler gelungen, ein sehr lebendiges und differenziertes Bild der Anne Frank zu zeichnen. Stärker als bisher steht die Biografie im Mittelpunkt, der historische Kontext ist weniger wichtig. Gut finde ich, dass er sehr nah an den Tagebucheinträgen bleibt. Zum Vorwurf der Langeweile kann ich nur sagen: In den zwei Jahren, die sich Anne und ihre Familie versteckt halten mussten, ist eben in ihrem Leben nicht so viel ,Spannendes` passiert. Aber das kann man weder dem Tagebuch noch dem Film vorwerfen.

Was hat Sie an der filmischen Darstellung besonders berührt?

Dass Anne Frank in ihrem jugendlichen Selbstverständnis gezeigt wurde, alles zu wissen und im Grunde alleine, ohne Unterstützung durch die Familie leben zu können. Anne teilt diesen Gedanken ihrem Vater in einem Brief mit, der durch diese jugendliche Überheblichkeit seiner Tochter sehr verletzt ist. Diese Szene ist auch im Tagebuch beschrieben und im Film sehr gut getroffen. Mir ging sofort ein Zitat von Hannah Pick-Goslar durch den Kopf, die mit Anne als Kind befreundet war und heute in Jerusalem lebt. Wenn sie über Anne erzählt, zitiert sie ihre Mutter: „Gott weiß alles, aber Anne weiß alles besser.“

Infos:

Mehr über Anne Frank zeigt die Ausstellung im Anne Frank Zentrum:
Rosenthaler Straße 39, Berlin-Mitte

www.annefrank.de