Filmreihe „Stadtlichter LOKAL“ rückt Gesellschaftspolitik in den Fokus

Das Projekt „Stadtlichter“ lädt im Oktober zur dreiteiligen Filmreihe „Stadtlichter LOKAL“. Nicht Lichtenbergs Partnerstädte sondern gesellschaftspolitische Berlin-Filme zu Themen wie künstlerische Freiräume, Gentrifizierung, Leben von Geflüchteten oder die Leistungsgesellschaft stehen dabei im Fokus.

Alle Filme werden in Deutsch mit englischen Untertiteln gezeigt. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss an die Aufführungen diskutieren die Filmemachenden mit dem Publikum. Damit möchte die Filmreihe die politische Bildung im Bezirk fördern.

Los geht’s am Freitag, 19. Oktober, im Café Maggie mit einer Preview der „Reise nach Jerusalem“ von Lucia Chiarla. Der Film fragt nach persönlicher Selbstachtung und gesellschaftlicher Wertschätzung in der Leistungsgesellschaft: Denn die arbeitslose Protagonistin Alice hält sich mit Benzingutscheinen über Wasser, die sie durch Jobs bei Marktforschungsinstituten bekommt. Die Maßnahmen des Jobcenters hat sie aufgrund der ständigen Demütigungen im Alltag längst abgebrochen, doch ihren Freunden und der Familien verheimlicht sie ihre Probleme. Statt ehrlich zu sein, spielt Alice allen ein Leben vor, das sie schon lange nicht mehr führt.

Der Beitrag wurde beim diesjährigen Festival „Achtung Berlin“ als bester Spielfilm ausgezeichnet. Offiziell startet er deutschlandweit am 15. November in den Kinos. Nur einen Tag nach dem Mauerfalljubiläum zeigen Stadtlichter passend zum Jahrestag am Samstag, 10. November, in den B.L.O. Ateliers, Kaskelstraße 55, Lucian Busses „Berlinized“: Berlin in den 1990ern – neben den großen politischen Umbrüchen und der kommerzialisierten Technokultur prägte auch ein heute eher vergessenes Paralleluniversum das Lebensgefühl der Stadt: Stadtlichter lassen die Welt der Kellerbars und Hinterhofkreativen wiederaufleben. Die Orte von damals existieren längst nicht mehr, die Gentrifizierung vernichtet immer neue Freiräume.

Viele Kunst- und Kulturschaffende wollen deshalb in Lichtenberg arbeiten. Kann der Bezirk ihnen eine langfristig gesicherte Zukunft bieten? Wie können Kreative mehr sein als nur Zwischennutzer? Diese und ähnliche Fragen können mit dem Regisseur Lucian Busse und weiteren Gästen diskutiert werden.

Beim Abschluss der dreiteili­gen Reihe am Freitag, 30. Novem­ber, kommt zunächst der Kurzfilm „Wir bleiben hier“ von Dirk Otto zur Aufführung. Der Film zeigt wie vietnamesische Vertragsarbeitende im ehemaligen Ost-Berlin nach dem Mauerfall plötzlich mit Existenzsorgen und der Angst vor Abschiebungen leben müssen. Anschließend läuft „Zentralflughafen THF“ von Karim Aïnouz. Der Dokumentarfilm zeigt Menschen in den sieben Hangars des ehemaligen Flughafens: Die Geflüchteten träumen von einem Neuanfang, einem besseren Leben in Deutschland, während draußen auf dem Feld mindestens so viele Berliner täglich versuchen, ihrem Alltag zu entfliehen.

Der Film dokumentiert diese unterschiedlichen Welten, Lebensrealitäten und die Träume der Menschen. So wie in Tempelhof wurden von 2015 bis 2016 auch in Lichtenberg viele Geflüchtete untergebracht: in Turnhallen oder ehemaligen Bürogebäuden. Auch wenn sich die Situation für einige verbessert hat, leben aktuell immer noch rund 6000 Asylbewerber und bereits anerkannte Flüchtlinge in solchen Einrichtungen.

Der Abend ist eine Gemeinschaftsveranstaltung mit dem „Bürgerkomitee 15. Januar Berlin“.Die Filmreihe findet in Kooperation mit dem Stadtteilzentrum Lichtenberg Nord und der Fach- und Netzwerkstelle „Licht-Blicke“ statt. Gefördert wird sie aus Mitteln des Kiezfonds Alt-Lichtenberg sowie aus dem Aktionsfonds 2018.

Weitere Infos
www.stadtlichter.berlin/stadtlichter-lokal-lichtenberger-filmreihe/

 

Foto: Promo