So wohnen Geflüchtete in Lichtenberg

Neben den üblichen Flüchtlingsquartieren entstehen auch im Bezirk bald modulare Unterkünfte (MUFs) für Flüchtlinge aus Kriegsregionen. Doch wie wohnen Flüchtlinge im Bezirk überhaupt? Hier ein Überblick.

Sicherheit, Hoffnung, Perspektive – für die meisten Schutzsuchenden ist Deutschland ein Rettungsanker. In Lichtenberg hat das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) deshalb bis zum April diesen Jahres knapp 5.700 Neuankömmlinge untergebracht – in ganz unterschiedlichen Quartieren.

Modulare Unterkünfte

Rund sechzig Prozent der Geflüchteten leben in Notunterkünften und Sporthallen. Deshalb werden im Bezirk ständig weitere Quartiere geschaffen.

Um die Wohnraumsituation zu entspannen, plant der Berliner Senat  „Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge“ zu errichten. Diese beherbergen zum großen Teil richtige Wohnungen mit eigener Küche und Bad. Einziehen sollen dort vor allem Familien mit Kleinkindern. Bezirksbürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD) erklärt: „Das Bezirksamt setzt sich momentan sehr dafür ein, dass auch soziale Infrastruktur wie Kinderbetreuung, Willkommensklassen, Schulen, Kitas, Kultur- und Sporteinrichtungen im Umfeld adressscharf geplant und mitgebaut werden. Diese sollen nicht nur Zuwanderern, sondern allen Menschen offen stehen. Aufgrund ihres Charakters als sozialer Wohnungsbau und der langen Nutzungsdauer können die Bauten längerfristig auch für Studenten, Senioren, Obdachlose und weitere Menschen mit Bedarf an besonders preiswerten Wohnraum genutzt werden.“

Leben in Containern

Da die Modularen Unterkünfte aber nicht schnell genug gebaut werden können, dienen Containerquartiere als Zwischenlösung. Schon in diesem Monat soll der Bau beginnen. Die Quartiere sollen etwa drei Jahre lang in Betrieb sein. Ein Containerbau – neuerdings auch „Tempohome“ genannt – wurde bereits in Falkenberg errichtet und bietet dort seit Sommer letzten Jahres 280 Geflüchteten Obdach. Die Wohnqualität ist ähnlich der von Gemeinschaftsunterkünften. In Lichtenberg baut die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) in der Wollenberger Straße 1 in Alt-Hohenschönhausen solch einen Containerbau für 500 Flüchtlinge. Mitte Juni sollen die vier Monate dauernden Bauarbeiten beginnen. Noch im Mai werden erste Bäume gefällt.

Bezirksbürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD) sagt: „Die Senatskanzlei hat bereits zugesichert, dass dafür die jetzt in der Sporthalle Wollenberger Straße lebenden Geflüchteten dorthin umziehen können. Die Sporthalle kann dann wieder hergerichtet und hoffentlich schnell an die Sportlerinnen und Sportler übergeben werden. Durch die dann verbesserten Wohnbedingungen und die Rückkehr des Vereinssports wird sich die Situation am Standort sichtlich verbessern.“

Das zu bebauende Grundstück gehört der Wohnungsbaugesellschaft Howoge. Sie wird es an die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) verpachten. Die BIM baut dann die Container darauf. Zurzeit sucht das LAGeSo nach einem Betreiber. „Sobald dieser bekannt ist und alle Fakten zu dem neuen Standort vorliegen, wird es einen Informationsabend geben, zu dem Anwohnerinnen und Anwohner aus den umliegenden Häusern direkt eingeladen werden“, verspricht die Bezirksbürgermeisterin. Sie sieht in den Tempohomes und den Modularen Unterkünften brauchbare Alternativen zu Turnhallen und anderen improvisierten Notlagern: „Die neuen Einrichtungen ermöglichen eine menschengerechte Unterbringung Geflüchteter und sollen zukünftig das Belegen von Sporthallen und andere Notlösungen ersetzen.“

Gemeinschaftsunterkünfte

Die Gemeinschaftsunterkünfte sind die Regelunterkünfte für Geflüchtete, die sich noch im Asylverfahren befinden. Optisch erinnern sie an Studentenwohnheime: Es gibt sowohl Standorte mit Gemeinschaftsküchen und gemeinschaftlichen sanitären Anlagen, als auch Standorte mit Wohnungen – insbesondere für Familien. Sozialarbeiter bieten ein breites Spektrum an Beratung und Hilfe an, wobei die Flüchtlinge ihren Alltag selbst gestalten. Deutschkurse, intensive Kinderbetreuung und Gemeinschaftsveranstaltungen sollen die Hilfesuchenden in ihrer schweren Lebenssituation unterstützen. Die Gemeinschaftsunterkünfte sollen die letzte Station sein, bevor Geflüchtete sich eine eigene Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt suchen. Die vier Lichtenberger Standorte beherbergen derzeit zusammen rund 1.400 Menschen.

Erstaufnahme-Einrichtungen und Notunterkünfte

Neuankömmlinge kommen nach ihrer Ankunft in Berlin in Erstaufnahme-Einrichtungen. Einige davon gibt es schon seit Jahren – meist sind es mehrstöckige, minimalistisch eingerichtete Gebäude. Gerade die im letzten Jahr eröffneten sind weitgehend ehemalige Bürogebäude. Dort sollen die Geflüchteten eigentlich nur für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten unterkommen, bevor sie in eine Gemeinschaftsunterkunft oder eine eigene Wohnung ziehen. In Lichtenberg gibt es davon derzeit fünf mit etwa 3500 Hilfesuchenden. Sie können in den Einrichtungen Integrationskurse besuchen. Zusätzlich gibt es separate Räume zur Kinderbetreuung, ein Lernzimmer und Aufenthaltsräume für Jugendliche. Da die vorhandenen Erstaufnahme-Einrichtungen nicht mehr ausreichen, sind in den letzten Monaten an unterschiedlichen Orten im Bezirk schnell Notunterkünfte eingerichtet worden. Diese befinden sich noch im Aufbau und funktionieren noch nicht in vollem Umfang für die Bewohnerinnen und Bewohner. Die Bezirksbürgermeisterin sagt: „Ich nehme den Senat mit seiner Ankündigung beim Wort, berlinweit eine gerechte Gesamtverteilung der unterzubringenden Menschen anzustreben. Bereits jetzt hat der Senat die Einrichtung eines Integrationsmanagements für die Großsiedlung Hohenschönhausen zugesagt. Außerdem wurde die Zahl der Integrationslotsen aufgestockt. Vom Masterplan Inte-gration erwarte ich dringend weitere konkrete Infrastruktur- und Unterstützungsmaßnahmen wie bezirkliche Integrationsfonds “

Turnhallen

Aufgrund der seit August 2015 schnell ansteigenden Zahlen von neu hinzukommenden Geflüchteten mussten aber auch Turnhallen zur Unterbringung genutzt werden. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales hat dafür drei Turnhallen im Bezirk umgerüstet. Dort finden aktuell 650 Menschen für einen Zeitraum von acht bis zwölf Wochen Zuflucht. Anschließend ziehen sie in andere Einrichtungen und werden von nachrückenden Neuankömmlingen abgelöst. Ein viertes Quartier dieser Art ist in Alt-Friedrichsfelde bereits eingerichtet worden und dient momentan als Reserve. Bezirksbürgermeisterin Birgit Monteiro erklärt: „Die Turnhallen sind ein Provisorium und nicht für eine dauerhafte Unterbringung geeignet. In der Halle stehen in der Regel 100 Doppelstockbetten zusammen. Privatsphäre entsteht so kaum. Unser Ziel ist es, diese Art von Unterbringung schnellstmöglich zu beenden.“