Medizinstudierende untersuchen Versorgungsangebote im Kiez.

Den Lichtenberger Nibelungenkiez haben Studierende der Charité-Universitätsmedizin genauer unter die Lupe genommen und die sozialen sowie regionalen Einflüsse auf Gesundheit und Krankheit der Kiezbewohner untersucht.

Erstmals haben sich die angehenden Mediziner damit im neuen Wahlpflichtfach „Kiezmedizin erleben und gestalten“ erprobt und die Ergebnisse jüngst im Rathaus Lichtenberg vorgestellt.

Die werdenden Ärztinnen und Ärzte aus dem sechsten Semester haben ganz konkret drei von ihnen selbst gewählte Versorgungsangebote untersucht: Wie verfügbar sind Kinderärzte? Wie werden Obdachlose versorgt? Was fehlt an der Carl-von-Linné-Schule für Körperbehinderte?

Als drängendstes Versorgungsproblem haben sie die Angebote für Obdachlose identifiziert und konkrete Verbesserungsvorschläge diskutiert: So fehlen unter anderem geeignete Schließfächer oder ein Desinfektionszentrum. Das Projektteam hat einen übersichtlichen Flyer erarbeitet, in dem die Versorgungsangebote für Wohnungslose zusammengefasst sind. Positiv stellten die Seminarteilnehmer fest, dass die Ausstattung mit Kinderärzten im Kiez sich anhand von Statistiken und Vergleichszahlen nicht von anderen Berliner Vierteln unterscheidet, obwohl bei den befragten Eltern die subjektive Wahrnehmung eine andere ist.

Die Lichtenberger Gesundheitsstadträtin, Katrin Framke (parteilos, für Die Linke), zeigte sich sehr interessiert: „Ich bin begeistert vom Engagement der Studierenden und ihren Ergebnissen – insbesondere wenn es um das Versorgen von Obdachlosen im Kiez geht. Auch der neue Flyer gefällt mir gut. Wir bleiben in der Sache weiter sehr gerne im Gespräch. Als Stadträtin in einem kinder- und familienfreundlichen Bezirk freut es mich natürlich, wenn Medizinstudierende schon früh erkennen, dass medizinische Versorgung auch immer abhängig ist von der Alters- und Sozialstruktur im Kiez.“

Dr. Wolfram Herrmann vom Institut für Allgemeinmedizin der Charité, hat das neue Wahlpflichtfach entwickelt. Er betont: „Im Rahmen der Medizinerausbildung erprobt unser Institut gern auch innovative Lehr- und Lernformate. Wir verstehen uns dabei als Brückenbauer zwischen universitärer Wissenschaft und der hausärztlichen Versorgung vor Ort – so kommt die praxisnahe Vermittlung allgemeinmedizinischer Inhalte letztlich einer verbesserten Versorgung der Patienten zugute.“

Die Ergebnisse der Studie stellt Dr. Wolfram Herrmann im nächsten Lichtenberger Gesundheitsausschuss vor. Außerdem wird er künftig Mitglied im neuen Lichtenberger Gesundheitsbeirat, der sich im Mai 2017 konstituiert.

red, Foto: BA