📖 Lesezeit: 6 Minuten | Zuletzt aktualisiert: 17.12.2025
Kanada erlebt eine historische Kältewelle: Im Yukon wurden -53 Grad Celsius gemessen – so früh im Dezember wie seit 30 Jahren nicht mehr. Der Polarwirbel ist gestört und schickt arktische Luftmassen bis in den Süden Nordamerikas. Windchill-Werte unter -40 Grad machen den Aufenthalt im Freien lebensgefährlich. Was bedeutet das für Europa?
Rekordkälte im Dezember 2025
Die Temperaturen in Kanada sind Anfang Dezember 2025 auf historische Tiefstwerte gefallen. Im Yukon Territory und in den Nordwest-Territorien wurden Werte gemessen, die normalerweise erst im Hochwinter auftreten. Die Nachttemperaturen liegen flächendeckend zwischen -40 und -50 Grad – eine Kälte, die für Menschen im Freien schnell lebensgefährlich werden kann.
| Messstation | Region | Temperatur |
|---|---|---|
| Yukon (Tiefststation) | Yukon Territory | -53°C |
| Dempster | Yukon | -46,5°C |
| Fort Good Hope | Nordwest-Territorien | -44,7°C |
| Mary River Airport | Nunavut | -41,1°C |
| Norman Wells | Nordwest-Territorien | unter -40°C |
| Dawson City | Yukon | unter -40°C |
Bemerkenswert ist der Zeitpunkt: Diese extremen Temperaturen wurden bereits Anfang Dezember erreicht – Werte, die normalerweise erst im Januar oder Februar auftreten. Die -53 Grad im Yukon wurden so früh im Jahr zuletzt vor drei Jahrzehnten gemessen.
Der Polarwirbel: Ursache der Extremkälte
Verantwortlich für die historische Kältewelle ist eine Störung des Polarwirbels. Dieses Starkwindband in der Stratosphäre hält normalerweise die arktische Kälte über dem Nordpol gefangen – ähnlich wie ein Windvorhang am Eingang eines Geschäfts. Wird der Polarwirbel jedoch geschwächt oder verschoben, können extrem kalte Luftmassen weit nach Süden ausbrechen.
Bei einem Arctic Outbreak (arktischer Kälteausbruch) bricht eisige Polarluft aus der Arktis nach Süden aus. Dies geschieht, wenn der Polarwirbel gestört wird. Die aktuellen Luftmassen stammen ursprünglich aus Sibirien und gelangten über die Arktis nach Nordamerika.
Aktuell liegt der Polarwirbel nicht kreisrund über dem Pol, sondern hat eine markante Auswölbung in den Nordwesten Nordamerikas. Auf der Rückseite strömt die Eisluft genau in Richtung Kanada und das Zentrum der USA. Der Kältepol der Nordhalbkugel liegt damit derzeit über Nordamerika.
Auswirkungen: Flugchaos und Kälterekorde
Die Kältewelle hat weitreichende Folgen für das öffentliche Leben in Kanada und den USA:
| Region | Auswirkung |
|---|---|
| Vancouver (Flughafen) | 25 cm Schnee, 200 Flüge annulliert, Passagiere gestrandet |
| Chicago (O’Hare) | 40 cm Schnee – höchster Wert seit 1978 |
| Kanadische Prärien | Windchill unter -40°C – Aufenthalt im Freien lebensgefährlich |
| Sacramento (Kalifornien) | 190 Stunden unter 8°C – kälteste Phase seit 30 Jahren |
| Golf von Mexiko | Höchstwerte nur noch knapp über 0°C |
In Chicago fiel am 30. November 2025 der schneereichste Novembertag aller Zeiten. Im Zeitraum vom 29. November bis 7. Dezember summierten sich die Schneemengen auf über 40 cm – einer der intensivsten Neuntageszeiträume seit Beginn der Aufzeichnungen.
Windchill: Gefühlte Temperaturen unter -50 Grad
Zur extremen Kälte kommt der Windchill-Faktor hinzu. Starke Winde lassen die gefühlte Temperatur noch weiter abstürzen. In den kanadischen Prärien wurden Windchill-Werte bis unter -50 Grad erreicht. Bei solchen Bedingungen drohen Erfrierungen ungeschützter Haut innerhalb weniger Minuten.
• -40°C Windchill: Erfrierungen nach 5-10 Minuten möglich
• -50°C Windchill: Erfrierungen innerhalb weniger Minuten möglich
• Empfehlung: Aufenthalt im Freien möglichst vermeiden oder minimieren
Droht Europa eine ähnliche Kältewelle?
Der Polarwirbel ist ein zirkumpolares System, das sowohl Nordamerika als auch Europa beeinflussen kann – aber nicht muss. Grundsätzlich ist es möglich, dass ähnliche Kälteepisoden auch Europa erreichen, vor allem bei einer anhaltenden Schwächung des Polarwirbels.
Historische Beispiele zeigen, dass sibirische Kaltluft bei entsprechender Wetterlage bis nach Mitteleuropa vordringen kann. Aktuell gibt es jedoch keine konkreten Hinweise auf ein solches Extremereignis in naher Zukunft für Europa. Die Ozeane, insbesondere der Atlantik, wirken als Wärmepuffer und mildern arktische Kälteeinbrüche deutlich ab.
Wie lange hält die Kältewelle an?
Die Wettermodelle zeigen ein Fortbestehen der Polarwirbel-Deformation, teilweise sogar eine Intensivierung. Damit bleibt der Kältepol über Nordamerika zunächst festgefroren. Meteorologen erwarten, dass die Kältewelle in Kanada und den USA noch mindestens bis in die Weihnachtswoche anhält.
Im mittleren Westen der USA sollen die Höchstwerte von Montana bis Wyoming und South Dakota bei -20 bis -30 Grad liegen. Die Kältefront bewegt sich dabei weiter nach Süden und Osten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Fazit: Arctic Outbreak mit Rekordwerten
Die historische Kältewelle in Kanada zeigt eindrucksvoll, welche Auswirkungen eine Störung des Polarwirbels haben kann. Mit -53 Grad im Yukon wurden Temperaturen erreicht, die normalerweise erst im Hochwinter auftreten – und das bereits Anfang Dezember. Die Kälte breitet sich weiter nach Süden aus und beeinflusst auch die USA bis zum Golf von Mexiko. Für Europa bleibt die Lage entspannter: Der Atlantik schützt Mitteleuropa vor solchen Extremwerten. Dennoch sollte die Entwicklung des Polarwirbels weiter beobachtet werden.
Über den Autor
Redaktion Rathausnachrichten | Wetter & Klima
Die Redaktion berichtet über aktuelle Wetterphänomene und deren Hintergründe. Wir erklären komplexe meteorologische Zusammenhänge verständlich und ordnen Extremwetterereignisse wissenschaftlich ein.
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