Wang Lan stellt Tuschemalereien und Lichtinstallationen aus

Die Chinesin Wang Lan stellt im Kulturhaus Karlshorst Tuschemalereien und Lichtinstallationen aus. geschickt taucht sie den buschigen Pinsel mit der Spitze in die Tusche, dann führt sie ihn in kurzen, eleganten Schwüngen auf dem zarten Papier entlang: Langsam und konzentriert sind ihre bewegungen, ein falscher Strich und das bild ist dahin. Aber Wang Lan macht keine falschen Striche: Sie ist mit der Kunst des tuschezeichnens seit Kindertagen vertraut, komponiert einfache Formen mit komplexen Schriftzeichen und belebt so eine alte tradition. Ab Freitag, den 24. August, präsentiert sie ihre Werke im Kulturhaus Karlshorst in der treskowallee 112: Zu sehen sind dort noch bis zum 3. Oktober ihre zauberhaften Landschaften und tuschemalereien in traditioneller technik sowie großformatige beeindruckende Lichtinstallationen. Zur „Langen nacht der bilder“ können interessierte bei ihr die Kunst der Kalligraphie erlernen.

Die Künstlerin Wang Lan zeigt den gesamten Sommer über ihre Werke im Kulturhaus Karlshorst. In der Woche der Kommunalen Galerien (KGB) wird sogar eine Bustour am Sonntag, 9. September, Neugierige ins Kulturhaus bringen. Wang Lan wird dann in der Galerie mit Interessierten sprechen und Fragen zu ihrem Schaffen beantworten. Dabei kann sie weit mehr erzählen als nur von Tusche und Papier. Aufgewachsen in der wenig wohlhabenden Provinz Guizhou, einem Gebiet so groß wie Griechenland, war sie schon früh fasziniert von der Kunst der Miao. Viele Nachkommen dieses indigenen Volks, das vor allem in den waldreichen Gegenden Südchinas zu Hause ist, beherrschen die traditionelle Art des Stickens, mit der vor allem Kleidung verziert wurde. Die Symbole und Muster sind dabei mehr als nur Dekoration: Sie erzählen die Geschichte der Miao. Dafür hat sich Wang Lan schon früh interessiert: Sie hat die abgelegenen Dörfer besucht und die Muster, Farben und Formen fotografiert. Später hat sie die Ornamente gezeichnet – und als Inspirationsquelle für ihr zuweilen farbenprächtiges Schaffen benutzt:

Sie gestaltete bunte Bilder mit Stickereien und sogar eine Abendkleid-Kollektion bedruckt mit den traditionellen Motiven der Miao. Letztere war ihre Abschlussarbeit an der Kunsthochschule Kassel, wo sie alles über Textil‐ und Modedesign lernte und ihr Studium 2003 mit Diplom abschloss. Noch während ihres Studiums hatte sie in Kassel an der Schau „Inside“ teilgenommen und sich 2002 anlässlich der Documenta 11 an der von chinesischen Künstlern veranstalteten Performance „A Red Star Crossing Europe“ teilgenommen. Zuvor hatte Wang Lan sich bereits in traditioneller, klassischer Tuschemalerei an der Kunsthochschule des Minoritäten-Instituts der Provinz Guizhou und an der Kunstakademie Shanghai ausbilden lassen.

Während Wang Lan noch in China lebte, zeigte sie ihre Arbeiten in diversen Einzel‐ und Gruppenausstellungen wie beispielsweise inder Shanghaier Kunsthalle. Außerdem veröffentlichte sie 1993 den Bildband „A Collection of Artistic Works by Wang Lan“ – auf deutsch „Eine Sammlung von Kunstwerken von Wang Lan“. Sie lebt und arbeitet seit Ende der 1990er Jahre in Deutschland und unterrichtet an der Volkshochschule Lichtenberg beispielsweise Anfang September chinesische Kalligraphie und Malerei. Zudem bietet die Künstlerin auch Seminare in Tuschemalerei an.

Die Kurse richtensich dabei an Anfänger genauso wie an Fortgeschrittene und Kinder. Die Teilnehmenden lernen die chinesischen Schriftzeichen kennen, die sich auf Motive der alten Malerei beziehen. Zunächst aber haben Interessierte die Möglichkeit, ihre Kunst im Kulturhaus zu genießen.