70 Jahre Theater an der Parkaue.

Im November 2020 feierte die Parkaue 70 Jahre Staatstheater für Kinder- und Jugendliche – mitten in der Pandemie. Eine Geburtstagsfeier, die ganz anders geplant war, wurde kurzfristig auf die digitale Bühne verlegt. Mit Erfolg: Ehemalige und derzeitige Mitarbeiter:innen begegnen sich und erinnern im Gespräch an prägende persönliche Erfahrungen. Per Videobotschaft beglückwünschen Politiker:innen, Freund:innen und Wegbegleiter:innen die Parkaue.

Diese besondere Feier beweist, wie sich das Theater schon oft auf Veränderungen einstellte. Ein Blick zurück zeigt, dass Veränderung die wichtigste Konstante in der Geschichte des Hauses an der Parkaue ist. Das heutige Theater wurde 1911 als Höhere Knabenschule errichtet. Nach der NS-Diktatur wird aus der unzerstörten Schule nach 1945 ein Haus für die Kultur mit Platz für Instrumentalunterricht, Schauspiel, Sprachen, Fotografie und Kunstgewerbe. Im Dachgeschoss entsteht eine Miniatursternwarte. Werkstätten, Ateliers für Malerei, Bildhauerei und Keramik sowie eine Bibliothek, ein Lesesaal, ein Kino und ein Theater dienten fortan der Freizeitgestaltung für Kinder und Jugendliche. Aus dem „Theater der Freundschaft“ – das erste reine Kinder- und Jugendtheater der Berliner Bühnen – entstand am 16. November 1950 das Theater an der Parkaue – Junges Staatstheater Berlin und bietet seitdem auf drei Bühnen Raum für Aufführungen und Begegnung sowie immer wieder neue Berührungspunkte mit Theater in seinen vielfältigen Formen.

Von Performances bis zu detailgenauen Inszenierungen, von Klassikern bis zur zeitgenössischen Dramatik, vom Labor bis zum Gesellschaftsspiel. Mit seinen Inszenierungen, Kunstvermittlungsprojekten und Festivals ist das Theater in Lichtenberg ein lebendiger Ort des Austauschs und der Begegnung und gilt als feste Größe in der nationalen wie internationalen Kinder-und Jugendtheaterszene. Im Laufe der Spielzeit 2017/2018 begrüßte das Haus in knapp 600 Inszenierungen den achteinhalb Millionsten Zuschauer.

Auf die aktuelle Schließung und Spielzeitunterbrechung antwortet das gesamte Ensemble im Programm 2020/2021 mit virtuosen Aufführungs-Alternativen. Konzepte wurden entwickelt, um mit notwendigen Abständen und Hygieneregeln Theater spielen zu können. „Dafür haben wir Treffen und Zusammenkünfte innerhalb des Theaters neu gefunden, gehen jetzt überall dorthin, wo wir unser Publikum antreffen können und dürfen“, so Florian Stiehler Interims-Intendant des Theaters. Für das Ensemble heißt das „rein in die Schulen, raus in den Hof und in wirklich alle Räume und Säle“, die das Theater an der Parkaue zu bieten hat. Die erneute Schließung im November wurde genutzt, Möglichkeiten zu schaffen, dem Publikum im digitalen Raum zu begegnen.

Seit seiner Gründung leistet das Theater an der Parkaue einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe an Kunst und Kultur von Kindern und Jugendlichen in Lichtenberg und weit über die Bezirksgrenzen hinaus. Und das Theater ist ein wichtiger Kooperationspartner für das Amt für Weiterbildung und Kultur im Bezirksamt Lichtenberg. Gemeinsam werden mit dem vom Bezirk geförderten Bildungsverbund Neu-Hohenschönhausen Nord und dem vom Berliner Senat geförderten Bildungsverbund Lichtenberg-Mitte Kultur- und Bildungsprojekte umgesetzt: Ein Beispiel ist das Community Theater. In diesem Rahmen wurde das Orchester- und Tanzprojekt entwickelt. In Kooperation mit dem Theater, der Schostakowitsch-Musikschule Berlin-Lichtenberg, dem lokalen Lichtenberger Bildungsverbund und nicht zuletzt Lichtenberger Schüler:innen soll die kulturelle Teilhabe von Kindern und Jugendlichen des Bezirks gefördert werden.

Thematisch geht es dabei um die Eroberung und Entdeckung einer neuen Welt. Im Mittelpunkt steht das Orchesterwerk, die 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ von Antonín Dvořák, bei der Heimat, Identität und Aufbruch die zentralen Themen sind. Zum einen setzen sich Schüler:innen wöchentlich entweder tänzerisch oder im Sprechgesang in Workshops unter Coronabedingungen mit dem Thema auseinander, zum anderen erarbeiten Musikschüler:innen in ihrem Orchester Dvořák. Gemeinsamer krönender Abschluss des schulbegleitenden Projekts werden zwei Aufführungen auf den Community-Abschlussfestivitäten Ende Mai 2021 sein.

Die Geburtstagsfeier des Theaters kann digital nacherlebt werden. Unter https://www.parkaue.de/spielzeit/parkaue-70-jahre/ sind neben Interviews mit Ensemble-Mitglieder:innen auch Glückwünsche per Video aus Politik und Gesellschaft. Zudem hebt sich der digitale Vorhang, um einen Blick ins umfangreiche Theaterarchiv zu werfen: https://www.parkaue.de/spielzeit/blick-ins-theaterarchiv/. Zu entdecken sind fotografische Zeitdokumente aus der bewegten Theatergeschichte.

Foto: Benjamin Jehne