Lichtenberg hat sieben Partnerbezirke – somit haben wir Freundinnen und Freunde auf der ganzen Welt. Doch was bedeuten diese Partnerschaften? Wie werden sie belebt? In einer neuen Serie in den Rathausnachrichten geben wir Einblick in die internationalen Kooperationen. Erstes Reiseziel ist KaMubukwana, ein Bezirk in Mosambiks Hauptstadt Maputo.

Michael Grunst (Bezirksbürgermeister Berlin-Lichtenberg):
Die Delegation, die ich im November letzten Jahres dorthin leiten durfte, berichtet an dieser Stelle von ihren Erfahrungen mit Partnern aus dem Stadtteil Maputos. Bis 2021 liegen unsere Arbeitsschwerpunkte mit KaMubukwana im Bereich der Umweltbildung, Klimaschutz und -anpassung, dem Ausbau von Schulpartnerschaften, der Unterstützung von Aids-Waisenkindern und dem Erfahrungsaustausch der Fachämter zwischen den Bezirksverwaltungen.

Rui Matusse (Bezirksbürgermeister KaMubukwana):
Ziel des Besuchs war es, die Vorhaben und Abläufe im Rathaus von KaMubukwana vorzustellen und sowohl die Freundschaft zu stärken als auch die Zusammenarbeit zwischen den Partnern zu vertiefen. Es war ein einzigartiger Moment für alle Beteiligten, um den Puls der Zusammenarbeit in den verschiedenen Bereichen – von der Unterstützung der städtischen Landwirtschaft, der Kultur, des Tourismus und der lokalen Gastronomie – zu messen. KaMubukwana hat seine Potenziale vorgestellt, um die Bereiche der Kooperation auszudehnen sowie um weitere Akteure einzubeziehen. Während der verschiedenen Arbeitsbesuche war die Wärme und der Enthusiasmus der Mitglieder der Lichtenberger Delegation spürbar. Der Besuch war für alle Beteiligten von großer Bedeutung: Da sie die Möglichkeit hatten, Erfahrungen zu verschiedenen Themen wie Umweltschutz, nachhaltige Landwirtschaft und neue Investitionen auszutauschen. Der Besuch war produktiv und fruchtbar, gerade wenn es um die Suche nach neuen Investoren für KaMubukwana aber auch andere Stadtbezirke Maputos geht.
So überbrachte die Delegation auch Grüße aus dem Bezirksamt Pankow an einen anderen Bezirk Maputos, Katembe. Vielleicht erwächst daraus bald die nächste Partnerschaft?


Begrüßungszeremonie im Rathaus von KaMubukwana.Foto: Bezirksamt Lichtenberg

Karin Strumpf (Beauftragte für Städtepartnerschaften):
Als ich im Mai 2005 meine Arbeit als Beauftragte für Städtepartnerschaften im Bezirksamt Lichtenberg aufnahm, erwarteten mich große Herausforderungen bei der Gestaltung einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Mit SODI (Solidaritätsdienst International e.V.) fand das Bezirksamt Lichtenberg einen kompetenten Partner, für die seit 1995 existierende Städtepartnerschaft. Das ist die bisher einzige Städtepartnerschaft eines Berliner Bezirks mit einer afrikanischen Kommune. Darauf sind wir stolz! Im Bezirk KaMubukwana wurde 2009 der Verein ASDA gegründet, mit dem Ziel, bei der Entwicklung der partnerschaftlichen Beziehungen zu helfen. Regelmäßige und kontinuierliche Kommunikation zwischen den beiden Bezirken ist der Garant für eine ehrliche, vertrauenswürdige und effiziente Arbeitsatmosphäre. Deshalb sind diese Reisen auch so wichtig. Wir lernen uns kennen.

Kerstin Zimmer (Vertreterin der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg):
Diese Reise war beeindruckend. Mosambik gehört mit zu den ärmsten Ländern der Welt, ist hoch verschuldet und wurde 2019 zweimal von Wirbelstürmen und Überschwemmungen getroffen. Und dennoch sind die Menschen zugewandt und optimistisch. Die Reise gab uns einen offenen, ehrlichen Einblick in die vorhandenen Probleme und auch die Wünsche und Hoffnungen der Menschen. Nur einen Tag nach unserer Rückkehr verlieh Lichtenberg zum 5. Mal den Inklusionspreis. Inklusion ist ein großes Thema auch in KaMubukwana – allein Barrierefreiheit im öffentlichen Straßenland braucht sicher noch Jahrzehnte. Die Reise hat mich darin bestärkt, mich in der Bezirksverordnetenversammlung weiterhin für den Ausbau der Städtepartnerschaften einzusetzen, auch weil die umgesetzten Projekte im wahrsten Sinne fruchten. Als Verordnete sollten wir uns weiterhin engagieren!


Beeindruckend, aufwühlend, nachdenklich: Lichtenberg feiert die Städtepartnerschaft zu KaMubukwana in Maputo.Foto: Bezirksamt Lichtenberg

Wolfgang Beyer (Vorsitzender des Bezirksverbandes der Lichtenberger Kleingärtner):
Als Kleingärtner stand für mich der Erfahrungsaustausch mit Bauern aus den landwirtschaftlichen Kooperativen im Vordergrund. Neben allen widrigen Umständen, wie Hochwasser während der Regenzeit, Dürreperioden, Insektenbefall und dem ständigen negativen Einfluss, der vom naheliegenden Indischen Ozean ausgeht, war der unumstößliche Optimismus der in den Koopewrativen Tätigen für mich beeindruckend. Als Vorsitzender des Bezirksverbandes der Gartenfreunde ist mir klar, dass für uns nach der Reise die Arbeit erst richtig beginnt. Wir werden nach Unterstützungsmöglichkeiten suchen, um die Probleme der mosambikanischen Kooperativen lösen zu können. Wir werden auch nicht lockerlassen, um die Spendenbereitschaft unserer Kleingärtnerverbände und darüber hinaus am Leben zu halten. Jeder Cent wird für den Wiederaufbau des Landes benötigt. Dass dieses ein langer Weg ist, wissen alle Verantwortlichen. Trotzdem beschreiten wir ihn.

Doreen Eccarius (Schulleiterin der Brodowin-Schule in Lichtenberg)
Und, war‘s schön? – Mit dieser Frage wurde ich nach unserer Reise nach KaMubukwana konfrontiert. Resümierend muss ich die Frage mit „Nein“ beantworten. Vielmehr war sie beeindruckend, aufwühlend, vor allem macht sie aber nachdenklich. Beeindruckt war ich von der Gastfreundschaft, die uns an der Escola Primária Completa Mártires de Mbuzine entgegengebracht wurde. Wir wurden von Schüler*innen mit Tänzen voller Leidenschaft, einer inspirierenden Theatervorstellung sowie einem herausragenden Vortrag empfangen. Aufgewühlt war ich, als ich einerseits die enorme Armut wahrnahm, als wir die informellen Behausungen besuchten und andererseits, als ich die riesigen Müllberge am Fluss sah, entstanden aufgrund des fehlenden Bewusstseins der Anwohner für Klima-/ Naturschutz. Die vielen Eindrücke, vor allem in Bezug auf die Entwicklung der Kinder machten schließlich nachdenklich.

Was muss geschehen, dass ein Ort mit so vielen Problemen Veränderungen erwirken kann? Die Lösung kann nur sein: Investition in Bildung! Gerade die Schüler*innen, die wir kennengelernt haben, zeigten das hohe Potential, das in diesem Ort steckt. Mitgenommen habe ich den Willen die Partnerschaft zwischen den beiden Schulen aufzubauen. Denn aus diesem Austausch, können beide Seiten lernen.

Fotos: Bezirksamt Lichtenberg