Einmal im Jahr wird in Kaliningrad ordentlich gefeiert – mit Fähnchen und einer großen Parade

Im heutigen Kaliningrad erinnert nicht mehr viel an die preußische Geschichte: Marode Plattenbauten in tristem Grau prägen die vorwiegend von Russen bewohnte Stadt. Etwa eine halbe Million Menschen leben in der Hauptstadt der Oblast Kaliningrad, der russischen Exklave zwischen Polen und Litauen an der Ostsee.

Einmal im Jahr, am zweiten Wochenende im Juli, ist der „Tag des Fischers“. Das feiert die Ostseemetropole mit einem Stadtfest. Vorneweg läuft dann Bürgermeister Alexander Jaroschuk. Der Stadtvater lässt sich wie ein Popstar hofieren.

Wer morgens um 5 Uhr in Lichtenberg ins Auto steigt, kann schon zum Abendessen Schwarzbrot und Sprotten genießen. Bezirksbürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD) hat die Feierlichkeiten in diesem Jahr zusammen mit der Bezirksverordneten Jutta Feige (SPD) besucht: Beim offiziellen Teil hat Siegmund Jähns Lehrmeister, der hochdekorierte Kosmonaut Alexej Leonow, den Frieden zwischen Russen und Deutschen beschworen. Er war übrigens der erste Mensch, der frei im Weltraum schwebte.

Darauf folgte eine Schiffstour: Ein U-Boot, ein mächtiges Schiff mit Hammer und Sichel und ein unfertiges Fussballstadion auf sumpfigem Grund gibt es zu sehen. Danach ein Galadinner mit Herren in schwarz, leckerem Essen – und Wodka pur.

Lichtenbergs Bürgermeisterin trifft noch schnell Frauenfußballtrainer Stefan Lindemann. Der ehemalige Lichtenberger hat sich vor 20 Jahren in eine Kaliningraderin verliebt und trainiert heute mit dem FK Alpha 09 Kaliningrad die erfolgreichste Frauenfußballmannschaft der Region. Im Dezember veranstaltet er ein großes Turnier, zu dem auch das Damen-Team von Lichtenberg 47 anreist.   

Dort wartet Elena Gromova. Die 41-Jährige leitet die Deutsch-Russischen Dokumentarfilmtage „Territorium Film“ und führt die Gäste herum. Sie weiß: “Junge Leute nennen unsere Stadt einfach nur ,König`. Sie wollen nichts mehr mit dem grausamen Stalingefährten Kalinin zu tun haben.”