Josef Parzinger ist der neue Platzmanager am Bahnhof Lichtenberg

Zeitgleich mit dem berlinweiten Start der Kältehilfe zum 1. Oktober hat auch der Platzmanager am Bahnhof Lichtenberg, Josef Parzinger, seine Tätigkeit aufgenommen. Der aus Süddeutschland stammende 26-jährige Sozialarbeiter wirkt aufgeschlossen und grundsolide. Einer, der dem Gegenüber Zeit lässt zu sprechen und der gut zuhören kann. Parzinger ist ein entscheidendes Puzzleteil zur Lösung der Spannungen rund um den Bahnhofsvorplatz Lichtenberg.

Seit dem Aus des Kältebahnhofes Lichtenberg im Frühjahr 2019 haben sich zunehmend mehr obdachlose Menschen am Bahnhofsvorplatz niedergelassen. Das führte zu Konflikten zwischen Gewerbetreibenden, pendelnden Werktätigen, Anwohnerinnen und Anwohnern sowie den obdachlosen Menschen selbst. Die Betroffenen fühlten sich vom Lärm belästigt, ärgerten sich über den vermüllten Platz und die hygienischen Zustände vor Ort.

Allen Beteiligten war schnell klar, eine Räumung des Platzes kann nicht die Lösung sein. Dies hätte lediglich eine Verdrängung zur Folge. Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) wirkte deshalb auf eine Lösung hin, die sowohl ordnungspolitische als auch sozialarbeiterische Interventionen beinhaltet. Akteure vor Ort, darunter Polizei, Deutsche Bahn, Senatsverwaltung für Soziales und Bezirksamt entschieden sich, ein Platzmanagement einzurichten und mit aufsuchender Sozialarbeit begleiten zu lassen. Josef Parzinger ist ab sofort Teil des Teams des Humanistischen Verbands Berlin-Brandenburg. Dieser erfahrene Träger der sozialen Arbeit betreibt seit vielen Jahren den Tagestreff für Wohnungslose in der Weitlingstraße – eine im Kiez verankerte Institution und Anlaufstelle für Obdachlose im Sommer wie im Winter. Für die aufsuchende Sozialarbeit werden in Zukunft die Straßensozialarbeiter und -arbeiterinnen von Gangway zuständig sein.

Ziel des Platzmanagements ist es, eine von allen akzeptierte Situation am Bahnhofsvorplatz zu erreichen. Josef Parzinger ist Realist und ein Freund ehrlicher Worte. „Die obdachlosen Menschen werden nicht von heute auf morgen verschwinden und die Konflikte sich nicht in wenigen Tagen auflösen lassen.“ Deshalb wirbt er für mehr Geduld und Akzeptanz, besonders in der kalten Jahreszeit. „Eine Gesellschaft muss sich daran messen lassen, wie sie mit den Schwächsten in ihrer Mitte umgeht. Obdachlosigkeit lässt sich nicht einfach verräumen. Es geht dabei um Menschenleben.“ Ihm liegt daran, Klischees aufzubrechen, um so die Not der Menschen ernst zu nehmen. Denn die allerwenigsten Menschen leben freiwillig auf der Straße. In seiner Funktion wird er zukünftig Ansprechpartner für alle Konfliktparteien sein, ein wandelnder Kommunikator, ein Mittler also.

Josef Parzinger hat sich bereits vielen Akteuren vorgestellt, zuerst den Obdachlosen selbst und den Ehrenamtlichen, die aushelfen. Er plant eine Versammlung mit den Gewerbetreibenden im Weitlingkiez und zum Ende des Jahres eine Bürgerinnen- und Bürgerversammlung. Innerhalb der nächsten zwölf Monate wird dann unter Einbeziehung aller Interessensgruppen ein verbindliches Regelwerk verabredet, das auch entsprechende Sanktionen festlegt. „Der Bahnhof soll kein rechtsfreier Raum werden“, betont Parzinger. Bürgerinnen und Bürger sind aufgefordert sich mit Anregungen, Fragen und Beschwerden an Josef Parzinger zu wenden:

j.parzinger@hvd-bb.de

Foto: BA Lichtenberg

 


Sie können auch helfen

Besonders in der kalten Jahreszeit kann Rücksicht Leben retten. Sehen Sie nicht weg, wenn es darum geht, Menschen in Not zu helfen. Wählen Sie in Absprache mit den Betroffenen die Nummer der Kältehilfe 030/ 600 300 1010 oder des Wärmebusses 0178/ 523 5838. Im Notfall alarmieren Sie die Polizei (110) oder den Rettungsdienst(112). Der Tagestreff in der Weitlingstraße 11 ist dringend auf Spenden angewiesen, vor allem Kleidungsstücke für Männer wie Socken und Unterwäsche werden benötigt, aber auch andere wärmende Kleidung.