Kirsten Schindler versucht, Menschen für klimafreundliche Mobilität zu begeistern.

Der „Klimaschutzplan 2050“ der Bundesregierung sieht vor, die Treibhausgase bis 2030 um 55 Prozent, und bis 2050 um bis zu 90 Prozent zu reduzieren. Berlin soll sich bis dahin zu einer klimaneutralen Stadt entwickeln. Auch der Bezirk Lichtenberg engagiert sich seit Jahren für die Vermeidung von Treibhausgasen. Lichtenbergs Klimaschutzbeauftragte, Kirsten Schindler, setzt seit 2011 das bezirkliche Klimaschutzkonzept um. Barbara Breuer sprach mit ihr über zeitgemäße Mobilität, Sharingangebote und energetische Gebäudesanierung.

Frau Schindler, Sie setzen seit 2011 das bezirkliche Klimaschutzkonzept gemeinsam mit vielen Akteuren um. Worauf konzentrieren Sie sich aktuell?
Kirsten Schindler: Wir müssen genau dort ansetzen, wo der Schuh drückt. Da 80 Prozent aller Wege in den eigenen vier Wänden starten und enden, brauchen wir genau dort Alternativen zur Fahrt mit dem privaten Auto. In mehreren Dialogforen mit Akteuren aus der Verwaltung, Mobilitätsdienstleistern und der Wohnungswirtschaft haben wir geschaut, welche positiven Beispiele es deutschlandweit gibt und was wir daraus lernen oder in Lichtenberg übernehmen können. In Pilotprojekten werden nun gemeinsam verschiedene Ansätze ausprobiert.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Kirsten Schindler: In einem Projekt haben wir ein Wohngebiet komplett unter die Lupe genommen. Wir haben zunächst geschaut, welche Wege die Anwohnenden mit dem Auto, zu Fuß oder anderweitig zurücklegen. Dann ging es darum, nach Möglichkeiten zu suchen, um klimafreundliche Fortbewegung zu fördern. Helfen können dabei ebenerdige Fahrradabstell-Möglichkeiten, geschützte Radwege oder auch klimafreundliche Sharing-Angebote.

Sie setzen sich dafür ein, dass nextbike-Stationen auch im Außenbezirk Lichtenberg errichtet wurden und werden. Was bedeutet die Vielzahl an Sharingangebote aus Ihrer Sicht?
Kirsten Schindler: Ich freue mich über all die bunten Leihräder an den U-Bahnstationen. Sharing-Angebote sind vor allem sinnvolle Alternativen, wenn sie wohnortnah sind. Das heißt, dass Menschen auf das eigene Auto, das Fahrrad oder den Tretroller verzichten und sich diese dann bei Bedarf teilen. Nicht jeder muss alles besitzen. Auch zur Abfallvermeidung finde ich das Teilen von Sachen zeitgemäß. Wenn die Sharing-Angebote als Alternative zum eigenen Auto aufgrund unserer Verkehrsinfrastruktur nicht passen, dann sollten wir nicht die klimafreundlichen Mobilitätsangebote kritisieren, sondern unsere Verkehrsplanung ändern.

Das ist auch ein Knackpunkt, wenn neuer Wohnraum, Schulen und Kitas in bereits bestehenden Quartieren entstehen…
Kirsten Schindler: Auf jeden Fall! Dort, wo die Verkehrssituation zeitweise erheblich angespannt ist, muss nach neuen Lösungen gesucht werden. Die Verantwortung dafür müssen von Anfang an jene übernehmen, die die Gebäude planen und errichten. Sämtliche Alternativen wie beispielsweise kindgerechte Gestaltung von Fuß- und Radwegen, Beschilderungen, klimafreundliche Sharingangebote oder Sammelzonen vor Kita- und Schulgebäuden müssen mitgedacht werden. Gemeinsam mit der Stadtplanung haben wir für Investoren Mobilitätsberatungen angeboten, diese wurden gut angenommen.

Ihr aktuelles Thema ist die energetische Gebäudesanierung…
Kirsten Schindler: Genau, ab Oktober startet das neue Projekt „ZuHaus in Berlin – Lichtenberg”, dass sich an Ein- und Zweifamilienhausbesitzer richtet. Gemeinsam mit der Verbraucherzentrale Berlin bieten wir kostenfreie und anbieterunabhängige Gebäude- und Solarchecks in Alt-Hohenschönhausen und in der Siedlung Wartenberg an. Sie beinhalten Empfehlungen zur Dämmung, zum Fenstertausch, zur Heizung, zu Energieeinsparungen und zur Nutzung von Solarenergie. Wir begleiten das Ganze mit Veranstaltungen und Diskussionsrunden.

Wer sich dafür interessiert, kann zur großen Auftaktveranstaltung am Dienstag, 24. September, um
17.30 Uhr kommen. In der Schule am Faulen See im Wohngebiet geht es los.

Wer Kirsten Schindler kennenlernen möchte, hat dazu Gelegenheit am:

Montag, 2. September, 18 Uhr, Vortrag „Klimaschutz zu Hause”, Anton-Saefkow-Bibliothek,Anton-Saefkow-Platz 14, 10369 Berlin

Dienstag, 24. September, 17.30 Uhr, Auftaktveranstaltung „ZuHaus in Berlin – Lichtenberg”, Schule am Faulen See, Degnerstraße 71, 13053 Berlin

Samstag, 28. September, 14 bis 18 Uhr, „Verkehrs- und Umweltfest”, Jugendverkehrsschule Baikalstraße 4,10319 Berlin

Mittwoch, 30. Oktober, 18 Uhr, Vortrag „Klimaschutz zu Hause”, Anna-Seghers-Bibliothek, Prerower Platz 2, 13051 Berlin

Foto: bbr