Annelies Roloff und Doris Nabrowsky zum Frauentag ausgezeichnet.

Als Hausärztin kümmert sich Sanitätsrätin Annelies Roloff in ihrer Praxis am Fennpfuhl Tag für Tag um viele ihrer knapp 4.000 Patientinnen und Patienten. Und das, obwohl sie mit 82 Jahren schon längst ihren verdienten Ruhestand genießen könnte. Zudem bietet sie in ihrer Praxis als erste in ganz Deutschland eine arztpraxisinterne Sozialberatung in Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein „Soziale Gesundheit“ an. Der Verein unterstützt dort, wo es über medizinische Kompetenz hinausgeht: bei drückenden sozialen Fragen.

Denn viele von Annelies Rohloffs Patientinnen und Patienten sind ältere Menschen, die sich mit ihren Sorgen und Ängsten zuerst an ihre Hausärztin wenden. Um dem gerecht werden zu können und älteren Menschen den Zugang zu sozialen und gesundheitlichen Leistungen zu sichern, wurde der Verein „Soziale Gesundheit e.V.“ gegründet. „Für ihr soziales Engagement und ihre mehr als 50-jährige Tätigkeit als Ärztin in Lichtenberg zeichnen wir Sanitätsrätin Anneliese Roloff mit dem Lichtenberger Frauenpreis 2019 aus“, begründet Lichtenbergs Bezirksbürgermeister und Jurymitglied Michael Grunst (Die Linke) die Wahl.

Und weil es in Lichtenberg noch mehr aktive Frauen gibt, die beispielgebend in ihrem Engagement sind, hat der Bezirk in diesem Jahr eine zweite Preisträgerin geehrt: Doris Nabrowsky. Bis März 2018 war sie im Umwelt- und Naturschutzamt Lichtenberg als Fachbereichsleiterin Naturschutz und Landschaftsplanung tätig. Schon früh engagierte sie sich nachhaltig für den Umwelt- und Naturschutz in der DDR und wurde damit ein aktiver Teil der damaligen Demokratiebewegung. Ihr Bestreben, in Nähe der Großsiedlungen Hohenschönhausen, Marzahn und Hellersdorf siedlungsnahe Grünflächen zu entwickeln, ist besonders wichtig, um auch für sozial benachteiligte Menschen eine wohnortnahe lebenswürdige Umwelt zu schaffen.

„Die Leistungen von Doris Nabrowsky insbesondere für den urbanen Umwelt- und Klimaschutz, sind bedeutend für die Geschlechtergerechtigkeit. Denn von den gesundheitlichen Auswirkungen der Umwelt- und Klimaveränderungen sind benachteiligte Bevölkerungsgruppen wie Alleinerziehende, Migrantinnen und ältere Frauen stärker betroffen. Sie können sich, bedingt durch geringere eigene Ressourcen, einem ungesunden Wohnumfeld nicht entziehen“, erklärte Laudatorin und Gesundheitsstadträtin Katrin Framke (parteilos, für Die Linke).

Auch persönlich ist Doris Nabrowsky ein Vorbild. Als transidenter Mensch hat sie ihr Schicksal öffentlich gemacht: Seit März 2017 lebt Doris Nabrowsky als Frau. Sie teilt das Schicksal mit vielen Transgendern ihrer Generation, die sich aus Angst vor Verfolgung oder Benachteiligung nicht in jüngeren Lebensjahren geoutet haben.

Sie geht damit sehr offensiv um, was die Aufmerksamkeit der Medien nach sich zog. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag für die Verbesserung des Verständnisses dieser Thematik in der Öffentlichkeit. Bezirksbürgermeister Michael Grunst gratulierte beiden mit der erstmals vergebenen gläsernen Frauenpreisskulptur: „Ich danke beiden Preisträgerinnen ganz herzlich für ihr Engagement – eine Ärztin, die sich seit so vielen Jahren im Bezirk für Kranke und das Lösen deren sozialer Probleme einsetzt und eine transidente Umweltaktivistin. Die beiden Damen zeigen, wie vielfältig Lichtenberg ist.“

Die stolzen Preisträgerinnen (in der Mitte) mit Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) bei der Verleihung.Foto: bbr