240 Künstlerinnen und Künstler zeigen ihre Werke an 40 Kulturstätten

Schon lange lebt die Künstlerin Sibylle Waldhausen im Kaskelkiez und stellt in ganz Deutschland ihre Arbeiten aus. Am Freitag, 6. September, startet für sie bei der zwölften Langen Nacht der Bilder ihr erstes „Heimspiel“. Denn dann werden ihre Werke in der Ausstellung „Freiheit. Bronzeplastiken und Papierarbeiten“ erstmals in ihrem Kiez zu sehen sein.

Auch in diesem Jahr konnten sich Kunstschaffende ohne eigenes Atelier im Museum Lichtenberg um einen Ausstellungsraum bewerben, um an der „Langen Nacht der Bilder“ teilnehmen zu können und sichtbar zu werden. Diese Chance hat Sibylle Waldhausen genutzt und wurde prompt ausgewählt: „30 Jahre Mauerfall und Friedliche Revolution“ sollte das Motto der Arbeiten sein. Sibylle Waldhausen erklärt: „Meine Bronzeplastiken und Papierreliefs aus Tagebuchseiten symbolisieren die Freiheit der Gedanken.“ Die weiß sie selbst sehr zu schätzen: „Man muss es aushalten können, sich mit seinen eigenen Gedanken zu beschäftigen und auseinander zu setzen“, sagt sie. Denn wenn sie alleine in ihrem Atelier ist und arbeitet, gibt es viel zu denken. „Manchmal fummele ich so vor mich hin und dann sehe ich da plötzlich etwas“, erklärt sie. Aus Draht formt sie zunächst Gestelle, auf denen sie mit Gips erste Körperformen schafft. „Dann erst kommt das Wachs ins Spiel.“ Eine Flamme aus einem Bunsenbrenner erwärmt das weiche Material, dann trägt Sibylle Waldhausen mit ihren Fingern formend und knetend Schicht um Schicht auf das Gipsmodell auf.

Schicht für Schicht ist auch ihre Künstlerpersönlichkeit entstanden: Schon als Kind hat Sibylle Waldhausen viel gezeichnet. „Wenn ich vorher etwas modelliert hatte, dann hatte ich etwas Konkretes, ein Ding und konnte es viel besser malen“, weiß sie. Obwohl sie schon immer Künstlerin werden wollte, hat die 1963 in Berlin Geborene zunächst ein Studium als Diplom-Museologin abgeschlossen. Erst 1992 gab sie ihrer Leidenschaft nach, bewarb sich an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und schloss 1998 ihr Studium mit einem Bildhauer-Diplom ab. Seither arbeitet sie freischaffend in ihrer Wohnung in der Victoriastadt und konnte schon zahlreiche nationale und internationale Preise mit nach Lichtenberg nehmen.

Doch immer wieder zieht es sie auch in die Ferne, nach Vietnam und China, wohin sie bereits Studienreisen unternahm. Am liebsten setzt sich Sibylle Waldhausen mit dem Freiheitsbegriff und dem Suchen und Finden von Freiheit auseinander: „Die Friedliche Revolution und 30 Jahre Mauerfall sind Anlass, sich zu erinnern und Rückschau zu halten, aber auch, sich mit Hoffnungen und Fragen zu beschäftigen, die eine so gravierende gesellschaftliche Veränderung mit sich brachten“, sagt sie.

Während der Langen Nacht der Bilder wird sie zu diesen Themen sicher mit vielen Interessierten ins Gespräch kommen. Neben ihr zeigen weitere 239 Künstlerinnen und Künstler an 40 unterschiedlichen Orten ihre Werke wie am diesjährigen Eröffnungsort, den „Intelligence Department Studios“, kurz „Studios ID“. Das junge Atelierhaus in der Genslerstraße 13 in Hohenschönhausen, befindet sich im ehemaligen Sperrbezirk der DDR. Das vierstöckige Gebäude wurde 1985 durch das Ministerium für Staatssicherheit erbaut und diente der Entwicklung, Produktion und Instandhaltung von jeglichem Spionagegerät, einschließlich Abhör- und Überwachungsanlagen, Kameras und Tarnausrüstung. Heute arbeiten, gestalten und wirken dort internationale Künstler, Designer, Fotografen, Architekten und Bildhauer.

Bei zehn verschiedenen Touren –mit dem Rad, zu Fuß oder mit dem Bus – können Neugierige die Lange Nacht der Bilder erleben.
www.langenachtderbilder.de

Eröffnung: „Studios ID“, Genslerstraße 13, 16 Uhr.

Sibylle Waldhausens Schau ist bis 29.09. zu sehen, dienstags bis freitags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

Fotos: bbr