Schule ehrt berühmten jüdischen Moderator mit Umbenennung

Die Lichtenberger Grundschule „11G32“ in der Bernhard-Bästlein-Straße 56 wurde am 1. August 2017 gegründet – jetzt hat sie endlich einen Namen: Ab sofort heißt sie Hans-Rosenthal-Grundschule, benannt nach dem berühmten jüdischen Dalli-Dalli-Moderator, Unterhaltungskünstler und Regisseur.

Angeregt hatte den Namen der Ehemann von Schulleiterin Sabina Ballauf. Er kannte das Schicksal von Hans Rosenthal: Der war im Prenzlauer Berg aufgewachsen und wurde nach dem frühen Tod der Eltern bereits als Jugendlicher zum Waisenkind. Wenig später deportierten die Nazis seinen Bruder Gert in ein Konzentrationslager, wo er ermordet wurde. Hans Rosenthal blieb in Berlin zurück und musste als Totengräber und Fabrikarbeiter Zwangsarbeit leisten. Von 1943 bis Kriegsende versteckten ihn Bekannte nahe der Schule in der Laubekolonie „Dreieinigkeit“ vor den Nazis.

Zur feierlichen Namensvergabe kam denn auch der Sohn von Hans Rosenthal samt Familie. „Dass ist heute für unsere Familie ein unglaublich schöner Tag. Wir sind dankbar und glücklich, dass diese Schule künftig den Namen meines Vaters tragen wird“, sagte Gert Rosenthal.

Sein Vater nutze seine Bekanntheit, um für Toleranz zu werben. „Er setzte sich stets gegen die Benachteiligung von Menschen ein, die eine andere Religion oder Herkunft haben. Er wollte, dass alle Menschen gleich behandelt werden und er wollte Menschen helfen, denen es schlecht geht.“ Diese Ziele verfolgt heute noch die Hans-Rosenthal-Stiftung.
Der 60-Jährige Gert Rosenthal erinnerte an einen Leitsatz, den sein Vater ihm mit auf den Lebensweg gegeben hat: „Man muss Menschen mögen! Und dies gilt vor allem auch für Menschen unterschiedlicher Herkunft und anderer Religionen. Die Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler hier, hätte meinem Vater gefallen.“ Der Jurist beschrieb seinen Vater auch als einen Mann, der sehr gerne spielte: „Es war für mich immer schön, einen Vater zu haben, der Fußball, Kartenspiele und vieles mehr liebte und der aus seiner Freude am Spielen auch seinen Beruf machte.“

Die Grundschulkinder hatten sich gründlich auf diesen Tag vorbereitet. „Wir waren mit den Kindern im jüdischen Museum und in der Synagoge“, erzählte Schulleiterin Sabina Ballauf, „und vor einer grünen Leinwand haben die Kinder im Fernsehstudio in Adlershof den berühmten Hans-Rosenthal-Sprung geübt.“ In seiner in Ost und West gern gesehenen Quizsendung „Dalli Dalli“ hatte der TV-Moderator Spitzenleistungen seiner Gäste stets mit einem Luftsprung und dem folgenden Satz honoriert, den das Publikum mitskandierte: „Sie sind der Meinung, das war SPITZE!“

Toll fanden die Schülerinnen und Schüler die Vorbereitung auf die feierliche Namensgebung. „Wir haben im jüdischen Museum Brot gebacken“, erzählte die achtjährige Jill begeistert, während der Lichtenberger Bezirksstadtrat für Schule und Sport, Wilfried Nünthel (CDU), den Namensvorschlag lobte: „Nach der erfolgreichen Neugründung ist der Schule einer der interessantesten Namensvorschläge der letzten Jahre gelungen. Hans Rosenthal steht für Freude und Spaß am Lernen und an der Wissensvermittlung. Denn kaum ein anderer in Deutschland hat über so lange Zeit so viele Fernsehzuschauer mit Wissensendungen so unterhaltsam und nachhaltig bilden können.“

Zu den Fans von Hans Rosenthal zählt auch Bezirksbürgermeister Michael Grunst. Er saß als Kind immer neben seinem Zigarre rauchenden Opa und schaute gespannt „Dalli Dalli“: „Hans Rosenthal war ein besonderer Mensch. Er hat während des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte als junger Mann versteckt in einer Gartenkolonie leben müssen. Trotz dieser Erfahrungen hat er nie aufgehört, Wärme und Freude in anderen Menschen zu wecken. Dafür bewundere ich ihn.“

Foto: bbr