Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung, Krebs und chronischen Erkrankungen

Unauffällig im ersten Stock der Alfred-Kowalke-Straße 24 gelegen, ist sie Anlaufpunkt für rund 1.250 Menschen im Jahr – die Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung, Krebs und chronischen Erkrankungen. Gerade einmal vier Sozialarbeiterinnen bieten hier jeden Monat bis zu 300 kostenfreie Beratungen zu unterschiedlichen Problemen an. Ein Großteil davon widmet sich Fragen zur finanziellen Unterstützung bei chronischen Erkrankungen, zur Pflege und zum Schwerbehindertenrecht. Vor allem aber bietet die Beratungsstelle den Betroffenen vertrauliche Gespräche zur persönlichen Entlastung und Strukturierung an.

Wenn Cathrin Scholz und Heidrun Messerschmidt von der Beratungsstelle sprechen, dann reden sie von Erleichterung, Entlastung und Begegnungen auf Augenhöhe. Die beiden Lichtenbergerinnen sind selbst chronisch krank. Cathrin Scholz plagt eine schwere Rheumaerkrankung. Heidrun Messerschmidt und ihr Lebenspartner sind vor vier Jahren fast gleichzeitig an Lymphdrüsenkrebs erkrankt und kämpfen seitdem mit den Folgen.

„Die Tür ging auf, ein Lächeln, eine herzliche Begrüßung und das Gefühl, dass ich hier ernst genommen werde“, so schildert Heidrun Messerschmidt den ersten Besuch. „Ich bin erstmal in Tränen ausgebrochen“. Cathrin Scholz ging es ähnlich. „Ich hatte bei Arztbesuchen oft das Gefühl, ich würde gar nicht richtig wahrgenommen. Anders bei der Beratung, hier wurde erst einmal gut zwei Stunden meine Krankengeschichte aufgedröselt“. Die Mitarbeiterinnen haben im Fall von Cathrin Scholz über Monate Unterstützung bei Anträgen auf Feststellung der Schwerbehinderung geleistet. „Auch wenn ich zwischendurch aufgeben wollte, wir haben gemeinsam die Ärmel hochgekrempelt und Widerspruch um Widerspruch verfasst. Am Ende wurde mir ein Grad der Behinderung von 70 Prozent bestätigt. Diese Anerkennung ist nicht nur in Bezug auf Ermäßigungen im Alltag wichtig, sondern vor allem auch im Hinblick auf die Altersgrundsicherung“, berichtet sie.

Auch Heidrun Messerschmidt musste nach ihrem Krankenhausaufenthalt eine Neufeststellung der Schwerbehinderung erwirken. Die Charité-Universitätsmedizin Berlin empfahl ihr, eine Beratungsstelle aufzusuchen. „Wenn man so krank, so durcheinander von der Chemotherapie ist, dann ist jeder Behördenbrief eine schiere Überlastung. Ich brauchte meine Kraft zum Überleben, so dass jeder Behördengang zu anstrengend war.“ In genau solchen Fällen hilft die Beratungsstelle. Die Mitarbeiterinnen klären auf, helfen bei den Anträgen und beim Organisieren des Lebens. „Ein professionelles und individuelles Beratungsangebot, das einen auffängt, auch emotional“, ergänzt Heidrun Messerschmidt. „Ich kann allen Betroffenen raten: Haben Sie keine Scheu, gehen Sie in die Beratungsstelle, dort wird Ihnen geholfen. Und man bekommt das Gefühl, plötzlich wieder leben zu können.“

Foto: BA Lichtenberg