Familie ist dort, wo Menschen Verantwortung füreinander übernehmen

Lichtenberg wurde Anfang November erneut als familiengerechter Bezirk zertifiziert. Die sogenannte Re-Zertifizierung baut auf einer Überprüfung auf, die der Bezirk 2015 schon einmal durchlaufen hat. Auch für die nächsten drei Jahre kann sich der Bezirk nun an den sinnbildlichen Vorschusslorbeeren beweisen. Bis 2022 heißt es, alle Beteiligten aktiv in die Umsetzung einzubeziehen und über das Erreichte regelmäßig zu berichten.

Lichtenbergs Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) freut sich über den Erfolg: „Dieses Zertifikat bedeutet für unsere Arbeit sehr viel. Es ist nicht das Resultat der Bemühungen einer einzelnen Person, sondern des ganzen Bezirkes. Der Dank gebührt deshalb so Vielen. Familienfreundlichkeit und gleiche Bedingungen für die Geschlechter – das ist der Anspruch Lichtenbergs. Familiengerechtigkeit soll erlebbar für alle in Lichtenberg sein, für Familien in allen Generationen, Lebensformen, geschlechtlichen Identitäten und kulturellen Lebensarten, für Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Behinderung und kinderlose Paare. Für uns ist Familie überall dort, wo Menschen Verantwortung füreinander übernehmen. “

Die Rathausnachrichten sprachen mit Kerstin Schmidt, Auditorin für den Verein Familiengerechte Kommune e.V., der das Zertifikat verleiht:

Sie sind als Auditorin für den Verein Familiengerechte Kommune e.V. tätig. Was macht eine Auditorin in diesem Prozess?
Die Auditorin begleitet und moderiert den gesamten Prozess von der Zielentwicklung, quasi der Frage „Wohin wollen wir?“, bis zur Planung der Maßnahmen, also der Frage „Wie kommen wir dorthin?“. Zudem arbeite ich eng mit der Projektleitung vor Ort, also in Lichtenberg mit Silvia Gröber von der Stabsstelle für Bürgerbeteiligung, zusammen.

Sie haben den Bezirk Lichtenberg begleitet. Kannten Sie den Bezirk schon vorher und was ist Ihnen als Erstes an Lichtenberg aufgefallen?
Mit meiner Tochter habe ich bei einem Berlin-Besuch eine Fahrradtour durch den Bezirk unternommen, eine gute Gelegenheit Lichtenberg kennenzulernen. Überrascht hat mich, dass der Deutsche Senioren-Computer-Club hier ansässig ist. Das wusste ich vorher nicht und berichte auch anderen Kommunen nun gern davon. Lichtenberg überrascht einen, das finde ich spannend.

Welches Handlungsfeld hatten Sie während der Überprüfung besonders im Fokus? Und hat der Bezirk hier einen guten Fahrplan entwickelt?
Ich finde, dass die Ziele, die sich Lichtenberg gesteckt hat, insgesamt sehr konkret sind. Das ist ein sehr starkes Markenzeichen. Besonders spannend ist das große Engagement des Bezirkes für die Zielgruppe der Alleinerziehenden. Hervorzuheben ist das Netzwerk Alleinerziehende, das zum Beispiel die flexible Kinderbetreuung, aber auch regelmäßige Fachtage etabliert hat. Ich denke, hier ist ein guter Fahrplan erarbeitet worden, auch weil das Thema Kinderarmut eine Rolle spielt.

Wie zeichnet sich die Familiengerechtigkeit in Lichtenberg nach dem ersten Durchlauf (2015 bis 2018 und fortlaufend) aus? Woran lässt sich das festmachen?
Nach dem ersten Durchlauf ist deutlich geworden, dass die Lichtenberger großen Wert auf die Umsetzung legen. Im Rahmen der Überprüfung haben wir festgestellt, dass der überwiegende Teil der Ziele und Maßnahmen aus den letzten Jahren verwirklicht werden konnte. Das ist auch ein toller Erfolg. Zudem legt der Bezirk aus meiner Sicht viel Wert darauf, die Zielgruppe der Familien selbst zu erreichen. So ist ein zweites Familienbüro geplant als festes Büro in der Nähe des Tierparks oder als mobile Variante mit Beratungen an unterschiedlichen Standorten.

Was kann Lichtenberg von anderen Kommunen lernen?
Ich denke, dass Lichtenberg insgesamt sehr gut aufgestellt ist und es wichtig ist, den eigenen Weg zu gehen und auch beizubehalten. So kommt es aus meiner Sicht in Lichtenberg darauf an, im Verlauf der Prozesse innezuhalten und intern gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen Räume für die Reflexion zu schaffen: Was haben wir erreicht? Welche Aufgaben wollen wir bearbeiten? Dann bin ich mir sicher, werden die kommenden Jahre wieder erfolgversprechend sein.

Foto: BA