Projekt soll der Vereinsamung älterer Menschen im Bezirk entgegenwirken und ein Leben in Gemeinschaft möglich machen.

Einsamkeit macht krank, das ist schon lange bekannt. Sie führt unter anderem dazu, dass Menschen sich weniger bewegen, sich schlechter ernähren und auch psychisch belasteter sind. In den Niederlanden gibt es zu diesem Thema bereits erfolgreiche kommunale Projekte. In Großbritannien wurde sogar ein Einsamkeitsministerium gegründet. In Deutschland hat Einsamkeit bisher keine Lobby, sie versteckt sich stumm hinter den Türen der Wohnhäuser, hinter den Gardinen an mattblau beleuchteten Fenstern.

Einmal einsam, ist es schwer den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden, die Betroffenen isolieren sich zunehmend. Insbesondere in der Winterzeit – mit den bevorstehenden Feiertagen – ist das Thema Einsamkeit für die Menschen spürbarer denn je. Aber manchmal braucht die Person, die hinter der anonymen Tür wohnt oder hinter der Gardine hervorlugt, lediglich eine Hand, die ihr entgegengestreckt wird. Nur so kann sie erfahren, was alles noch möglich ist und wieviel Unterstützung und Aufmerksamkeit ganz in der Nähe zu finden sind. Und vor allem, wo diese Unterstützung angeboten wird.

Dieses Wissen zu vermitteln, ist erklärtes Ziel des Modellprojekts „Das Hochkantdorf lebendig machen“, das auf eine Initiative des Gesundheitsbeirats Lichtenberg zurückgeht, der 2017 neu gegründet wurde. Das Projekt soll der Vereinsamung älterer Menschen entgegenwirken und mit ihnen das zurückgezogene Leben im Hochhaus zu einem Leben in einer Gemeinschaft, im sprichwörtlichen Hochkantdorf, verwandeln. Die Bezirksstadträtin Katrin Framke (parteilos, für die Linke), unter anderem zuständig für Gesundheit, lässt zusätzlich untersuchen, welche Spuren Einsamkeit in Lichtenberg hinterlässt. Die Ergebnisse der Studie sollen Anfang nächsten Jahres vorgestellt werden.

Das Modellprojekt „Das Hochkantdorf lebendig machen“ startete im Lichtenberger Stadtteil Fennpfuhl mit einer Schulung. Dafür kommen Personen infrage, die sich ehrenamtlich in ihrer Nachbarschaft engagieren wollten. Gesucht wurden und werden Nachbarinnen und Nachbarn, die als Hausgemeinschaftspate oder -patin ihre Nachbarschaft beleben wollen. Das Haus der Generationen in der Paul-Junius-Straße 64 A kooperiert dabei mit dem Bezirksamt Lichtenberg. In der dreitägigen Schulung lernen die angehenden Hausgemeinschaftspatinnen und -paten zunächst, wie man mit Nachbarinnen und Nachbarn überhaupt in Kontakt kommt. Darüber hinaus wird es Informationen zur Zielgruppe der älteren Menschen geben.

Außerdem werden Angebots- und Hilfestrukturen im Stadtteil Fennpfuhl vorgestellt. In einem weiteren Termin geht es um den professionellen Umgang mit Nähe und Distanz, der im Ehrenamt genauso wichtig ist, wie die Motivation Dinge in Bewegung zu bringen. Die Schulungen werden in Kooperation mit dem VORSTIEG-Institut, der Deutschen Hochschule für Gesundheit & Sport, der Stadtteilkoordination Fennpfuhl (RBO – Inmitten gGmbH) sowie der Lichtenberger Betreuungsdienste gGmbH durchgeführt. Das Modellprojekt wird durch das Bezirksamt Lichtenberg gefördert. Die Projektleiterin Beatrice Ewald ist Ansprechpartnerin für Personen, die im Fennpfuhl wohnen und sich für ihre Nachbarschaft engagieren wollen unter ewald@lbd.berlin oder unter der Telefonnummer 030 9860 1999 55. Es können sich auch Interessierte aus anderen Stadtteilen Lichtenbergs melden. Die Teilnahme ist kostenlos.

Bild: BA Lichtenberg