Ergebnisse werden zum Frauentag im Kulturhaus Karlshorst vorgestellt

Wie wurde vor einem Jahrhundert das Frauenwahlrecht in Lichtenberg umgesetzt? Was haben die Engagierten damals gedacht, wie sich die Männer dagegen gewehrt? Fragen wie diese kann Claudia von Gélieu von „Frauentouren“ beantworten. Sie recherchiert seit einigen Wochen im Auftrag des Bezirkes alles rund um 100 Jahre Frauenwahlrecht in Lichtenberg. Einen ersten Einblick in ihre Ergebnisse gibt sie am Donnerstag, 7. März, bei der zentralen Lichtenberger Veranstaltung zum Internationalen Frauentag im Kulturhaus Karlshorst in der Treskowallee 112. Los geht es um 18 Uhr. Alle anwe­senden Damen werden ein kleines Frauentagsgeschenk erhalten und erfahren, was vor Jahrzehnten in der Bezirksver­ordnetenversammlung Thema war: „Die Beamten und Angestellten weiblichen Geschlechts erhalten 80 Prozent des Gehalts der Gruppe, in die sie eingereiht sind, leisten aber die gleiche Arbeit 100 Prozent“, monierte Anna von Kulecza am 8. Januar 1920 in der Lichtenberger Stadtverordnetenversammlung. Daraufhin empfahl der Besoldungsausschuss die gleiche Bezahlung für Frauen. Dies war eines der Ergebnisse nachdem das Frauenwahlrecht als Folge der Revolution im November 1918 eingeführt worden ist. Auch in Lichtenberg hatten Frauen Jahrzehnte darum gekämpft und waren dafür im Gefängnis gelandet.

Bei der ersten Kommunalwahl am 23. Feburar 1919 waren Frauen aktiv und passiv wahlberechtigt. Drei zogen anschließend in die Stadtverordnetenversammlung von Lichtenberg ein. Unter den 66 Stadtverordneten hatten sie einen Anteil von lediglich 4,5 Prozent. Anna von Kulecza gehörte zu den drei Frauen, die bis zu den Neuwahlen im Sommer 1920 nachrückten. Die 50-jährige unverheiratete Volksschullehrerin war im Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein engagiert, einer der Säulen der bürgerlichen Frauenbewegung. Die Deutsche Volkspartei hatte Kulecza auch als Kandidatin für die Preußische Nationalversammlung aufgestellt. Doch ihr Listenplatz kam nicht zum Zuge. Am Mittwoch, 20. März, um 19 Uhr wird Claudia von Gélieu im Museum Lichtenberg au­ßerdem in einer szenischen Lesung Emma Ihrer vorstellen – eine weitere wichtige Vorkämpferin.

Foto: Bundesarchiv, BildY 1-335-320-67