Karoline Herfurth im Gespräch

Die ganze Stadt ist mit ihrem Konterfei plakatiert: Darauf wirbt Karoline Herfurth für ihren neuen Kinofilm „SMS für Dich“.
Aber obwohl die Hohenschönhausenerin schon in vielen Produktionen mitgespielt hat, ist dies für sie ein ganz besonderer Streifen.
Zum ersten Mal hat die Schauspielerin darin nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera gestanden und Regie geführt. Heraus gekommen ist eine „Romcom“, eine romantische Komödie, die es schafft, gut zu unterhalten, statt in Kitsch und Klischees abzudriften.
War die 32-Jährige bei den Dreharbeiten aufgeregt? Wie funktioniert Liebe im digitalen Zeitalter? Und wie bewertet die Schauspielerin den Wandel in ihrem Heimatkiez Hohenschönhausen? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt unser großes Karoline-Herfurth-Interview.

Spätestens seit ihrer Rolle als Referendarin Lissi Schnabelstedt in „Fack ju Göhte“ ist sie bekannt. Jetzt hat die in Hohenschönhausen aufgewachsene Schauspielerin Karoline Herfurth sich zum ersten Mal als Regisseurin ausprobiert und die Kino-Komödie „SMS für dich“ gedreht. Ein Gespräch über Liebe im digitalen Zeitalter, Muffensausen vor dem Dreh und die Veränderungen in ihrem Heimatkiez.
Frau Herfurth, wieviele romantische Komödien haben Sie gesehen, bevor Sie sich an „SMS für dich“ herangewagt haben?
Karoline Herfurth: Viele, denn ich gucke alle romantischen Komödien, die ich nur so kriegen kann. „Romcoms“ sind mein absolutes Lieblingsgenre.
Warum haben Sie das Buch von Sofie Cramer als Vorlage für Ihr Regiedebüt gewählt?
Mir wurde das Drehbuch bereits mit der Frage geschickt, ob ich nicht Lust hätte, bei diesem Film Regie zu führen. Und die Geschichte enthält alles, was ich mir als Kinozuschauerin wünsche. Der Verlust eines geliebten Menschen geht uns doch alle früher oder später etwas an. Gleichzeitig konnte ich noch eine lustige und romantische Liebesgeschichte erzählen. Eine wunderschöne Mischung!
Also gar kein Muffensausen?
Es ging alles so schnell. Schon ein Jahr später stand ich bereits am Set und drehte das Ganze. Natürlich war ich unheimlich nervös und auch herausgefordert. Aber so richtig Angst hatte ich nie, weil ich ein unglaublich tolles Team an meiner Seite hatte – hinter der Kamera und auch davor mit Schauspielern wie Katja Riemann, Friedrich Mücke oder auch Nora Tschirner. Ich wusste, es kann mir eigentlich nichts passieren, außer dass ich inhaltlich verkacke.
Das Drehbuch wurde Ihnen angeboten, die Produzenten waren bereits an Bord. Wieviel Karoline Herfurth steckt überhaupt in dem Film?
Ich durfte meinem Bauchgefühl folgen und den Film machen, den ich machen wollte. Ich war immer wieder diejenige, die Entscheidungen treffen musste, die den Input des ganzen Teams bündeln und konkretisieren musste. Da bin ich für alles mitverantwortlich. Ich habe überall mitentschieden, am Drehbuch mit herumgekritzelt und die Figuren mitentwickelt.
Eine Schauspielerin dreht einen Film in ein paar Monaten, eine Regisseurin ist oft Jahre mit einem Projekt beschäftigt. Worin bestand die Herausforderung?
Es ist einfach eine ganz andere Aufgabe. Als Schauspielerin bin ich ein Werkzeug zur Ausführung einer Vision. Als Regisseurin benutze ich andere Werkzeuge dazu, um meine Vision zu bauen. Regie zu führen ist eine allumfassendere Aufgabe. Das fand ich sehr, sehr spannend.
Und wie war dabei die Stimmung am Set?
Wir hatten viel Spaß. Im Film gibt es eine Szene, in der Friedrich Mücke und ich ein misslungenes Date haben. Diese Szene war einfach so lustig geschrieben, dass wir immer wieder gackern mussten. Aber da ich ja auch immer unseren Zeitplan im Blick haben musste, haben wir dann zum Schluss die Szene mit Tennisbällen gespielt. Ich habe also statt in die Augen von Friedrich zu schauen, einen grinsenden Tennisball angeguckt.
Der Film handelt ja auch vom Verlieben in Zeiten neuer Medien. Wie gehen Sie damit um?
Ich schicke wahnsinnig viele Nachrichten über SMS, viel mehr als über Whatsapp. Aber es gibt Dinge, die ich lieber persönlich kläre und auch Sachen, die einfach schneller in einem Telefonat zu besprechen sind als durch Textnachrichten. Beim Texten werde ich immer ausgelacht. Ich tippe immer nur mit einem Finger. Alle anderen benutzen ja dazu gleich mehrere. Das kriege ich nicht hin, da verschreibe ich mich.
Wie sieht Ihre persönliche Handschrift beim Simsen aus?
Ich schreibe als Anrede immer ,Hey, Du`. Auch wenn ich diese Anrede eigentlich gar nicht so mag. Und ich mache ganz oft diesen Smiley, mit dem Doppelpunkt und einer Klammer zu 🙂 Das mache ich fast nach jedem Satz – auch wenn die Message wahrscheinlich auch ohne rüber kommt …
Betrachten Sie neue Medien als Fluch oder Segen?
Sie sind beides. Ich erinnere mich an frühere Zeiten, da waren wir nicht permanent erreichbar und mit der Welt verbunden. So etwas versuche ich mittlerweile künstlich herzustellen. Es gibt in meinem Leben Orte, Momente und Zeiten, in denen das Handy keine Rolle spielt. Am Wochenende lasse ich es fast immer Zuhause liegen und ich bin auch gerne jemand, der vergisst, es aufzuladen. Aber natürlich ist das Handy eines der wichtigsten Instrumente in meinem Leben, weil ich auch in meiner Arbeit damit sehr viel gleichzeitig schaffen kann.
Was für ein Gefühl war es, den fertigen Film abzugeben?
Das war sehr schwer, weil ich ja zwei Jahre lang viel Herzblut und Energie hineingesteckt und bis zum Schluss daran gefeilt habe. Während ich gerade mit Matthias Schweighöfer für die Amazon-Serie „You Are Wanted“ vor der Kamera stand, hat mich jemand angerufen und gesagt, dass gerade Mischabnahme war. Ich habe mich gefreut, dass der Film damit abgegeben ist. Aber als ich aufgelegt hatte, konnte ich vor Nervosität weder stehen noch sitzen. Matthias Schweighöfer hat mir geraten, das Ganze einfach zu genießen.
Was würden Sie selbst an ihrem Debüt loben oder kritisieren?
Da müssen wir uns in einem halben Jahr noch einmal unterhalten. Ich habe einfach noch nicht genug Abstand dazu. Aber eines der aufregendsten Erlebnisse war es, den Film mit Publikum bei einem Testscreening zu sehen. Wenn man da sitzt und die Leute lachen, dann ist das der Wahnsinn. Das war auf jeden Fall eines der aufregendsten Erlebnisse in meinem Leben.
Sie sind teilweise in Hohenschönhausen aufgewachsen. Was bedeutet Ihnen dieser Stadtteil?
Hohenschönhausen ist mein Zuhause. Ich verbinde damit tatsächlich meine frühesten Kindheitserinnerungen.
In den vergangenen Jahren hat sich der Stadtteil sehr gewandelt …
Ja, aber im Vergleich zu Prenzlauer Berg, wo ich auch groß geworden bin, hat sich Hohenschönhausen fast gar nicht verändert. Hohenschönhausen ist für mich der Ort, der sich für mich anfühlt wie früher. Und ich hoffe auch, dass das so bleibt. Für mich ist Hohenschönhausen ein Stück Kindheit.
Wir springen von der Kindheit in die Zukunft. Sind Sie bald wieder Regisseurin und Schauspielerin in einem?
Ich weiß noch nicht. Ich bringe jetzt erst einmal diesen Film in die Kinos und danach sortiere ich mich neu und sehe, was kommt.