Im Herbst besuchte eine Gruppe der Lichtenberger Seniorenvertretung den Lichtenberger Partnerbezirk Wien-Margareten. Er ist der 5. von 23 Wiener Stadtbezirken mit immerhin 55.300 Einwohnerinnen und Einwohnern. Ziel war es, die dortige Seniorenpolitik besser kennenzulernen. Die Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery und ihre Büroleiterin Astrid Böhme begleiteten die Gruppe vor Ort. Die Seniorenvertretung interessierte sich vor allem für die Unterschiede zwischen den Partnerbezirken.

So ist Pflege in Österreich anders organisiert als in Deutschland. Es gibt keine Pflegeversicherung im klassischen Sinne, für die Unterbringung und Kostenübernahme ist in Wien der „Fonds Soziales Wohnen“ zuständig. Mitarbeitende des Fonds beurteilen die Notwendigkeit einer Unterbringung in Pflegeeinrichtungen und die Übernahme der Kosten. Wer selbst die Kosten nicht tragen kann, behält dennoch 20 % des Einkommens zur persönlichen Verfügung. Auch für die Betreuung von Obdachlosen und die Unterbringung von Asylsuchenden ist der Fonds zuständig. Seit über 100 Jahren baut die Stadt Wien außerdem kontinuierlich Wohnungen für Menschen mit wenig Einkommen.

Für die Verwaltung von inzwischen ca. 220.000 Wohnungen im Wiener Stadtgebiet ist „Wiener Wohnen“ zuständig. Da aber auch dort der Bedarf höher ist als das Angebot, wird die Vergabe der Wohnungen über “Wohntickets“, vergleichbar mit dem Wohnberechtigungsschein, geregelt. Für mobilitätseingeschränkte Menschen steht ein Tragedienst zur Verfügung, sollte es in einem Haus keinen Fahrstuhl geben oder dieser ausfallen. Ein wichtiges Thema auch in Wien sind preiswerte, kieznahe Angebote für Senioren und Seniorinnen. Sie sollen ermöglichen, andere Menschen zu treffen und Zugang zu Bildungs- und Kulturangeboten schaffen. Was in Berlin Seniorenbegegnungsstätte heißt, nennt sich in Österreich Pensionistenklub. Diese Klubs sind meist an kommunale Wohnanlagen angegliedert. In Wien gibt es rund 150 solcher Klubs.

Foto: Seniorenvertretung Lichtenberg