Beim Hoffest am Sonntag, 22. September, werden Ideen gesammelt.

Schon seit vielen Jahren bemühen sich Anwohnerinitiativen, Politik und Verwaltung darum, dem ehemaligen Hubertusbad nahe des Bahnhofs Lichtenberg wieder Leben einzuhauchen. Nachdem das Stadtbad Anfang der 1990er Jahre, damals schon stark baufällig, geschlossen wurde, verfiel es zusehends.
Inzwischen gab es mehrere Anläufe, das Gebäude langfristig wieder nutzbar zu machen. Zwei große Herausforderungen müssen dabei allerdings gleichzeitig gemeistert werden: der Denkmalschutz und die Wirtschaftlichkeit. Das scheint aber nahezu unmöglich. Denn die Bestimmungen des Denkmalschutzes einzuhalten, kostet in der Sanierung viel Geld. Gleichzeitig schränkt der Denkmalschutz mögliche Nutzungsmöglichkeiten ein, mit denen sich Geld erwirtschaften ließe.

Gemeinsam mit dem Bezirk hat die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) als Eigentümerin nun einen neuen Ansatz gewählt: Anstatt sich auf die langwierige Suche nach einer künftige Dauerlösung zu machen, möchte man nun erst einmal eine Zwischennutzung in das Haus bekommen, um den weiteren Verfall zu stoppen und das Haus wieder zu beleben. Ein Gedanke ist dabei auch, dass so ausprobiert werden kann, welche Nutzungen im Haus von den Besuchenden und Anwohnenden gut angenommen werden und welche eher am Bedarf vorbeigehen.

Die BIM und das Bezirksamt möchten die Anwohnenden bei der Suche nach möglichen Zwischennutzungen einbeziehen. Deshalb wird es am Sonntag, 22. September, von 12 bis 17 Uhr einen Tag des offenen Hofes direkt vor dem Hubertusbad geben. „Auf dem Fest gibt es ein Zukunftsplenum, auf dem ver­schiedene Ideen vorgestellt und die Meinungen der Zuhörenden direkt aufgenommen werden. Dabei geht es vor allem darum, zu erfahren, welche Angebote von den Nachbarinnen und Nachbarn besonders nachgefragt und vermisst werden. Denn nur, wenn die Anwohnenden die Zwischennutzung später auch wahrnehmen, kann auch Leben ins Haus kommen“, erklärt Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke).

Alle Interessierten können ihre Vorschläge zur Zukunft des Hubertusbades ab sofort beim Bezirksamt einreichen. Auf dem Fest wird es auch eine kleine Ausstellung zum Hubertusbad geben. Außerdem gibt es Spiel, Spaß, Speis und Trank für Groß und Klein. Um Werbung für das Hoffest zu machen, fahren in den beiden Wochen davor zwei Lastenräder der „Flotte Kommunal“ durch den Kiez. Die Fahrerinnen und Fahrer werden an belebten Orten über die geplante Veranstaltung informieren.

„Flotte Kommunal“ – das sind die Lastenräder, die sich jede und jeder kostenlos bei den Stadtteilzentren, in den Bibliotheken und im Museum Lichtenberg ausleihen kann. Die für Bürgerbeteiligung bei Bauvorhaben zuständige Bezirksstadträtin Birgit Monteiro (SPD) findet: „Es wird Zeit, dass sich endlich was tut. Ich bin froh, dass wir angesichts der vielen Schwierigkeiten nun einen Weg gefunden haben, wie wir bei der Wiederbelebung des Hubertusbades vorwärts kommen. Auch wenn das heißt, erst einmal kleinere Brötchen zu backen, denn jede Nutzung ist besser als der jetzige Leerstand. Ich bin mir sicher, wenn wieder täglich Besuchende in das Haus kommen, wird sich schnell eine dauerhafte Zukunft abzeichnen. Und wenn schon die Zwischennutzungen erfolgreich sind, gilt ja noch die alte Weisheit: Nichts ist dauerhafter als ein Provisorium.“

Die Ergebnisse des Hoffestes werden ausgewertet und können in das vorläufige Nutzungskonzept einfließen. Im nächsten Jahr wird dann das Haus mittels Schadstoffsanierung flott gemacht. Und ab 2021 können bereits die ersten Mieterinnen und Mieter die bis dahin teilweise sanierten Räume beziehen.

Foto: bbr