Robert Zückmantel ist der bezirkliche Katastrophenschutzbeauftragte.

Dieser Tage ist er viel unterwegs und hat jede Menge zu tun. Trotzdem hat er sich einen Moment Zeit für ein Telefoninterview genommen: Robert Zückmantel ist Katastrophenschutzbeauftragter im Bezirksamt Lichtenberg und gibt uns einen Einblick in seine Arbeit.

Was macht ein Katastrophenschutzbeauftragter?
Katastrophenschutz ist Ländersache. Und das Katastrophenschutzgesetz fordert, dass in jeder Behörde, natürlich auch in den Berliner Bezirken, ein Katastrophenschutzbeauftragter, nebst Stellvertreter, arbeiten muss. Sie organisieren den Schutz der Bevölkerung und Maßnahmen, die in erster Linie die Arbeitsfähigkeit der Behörde aufrecht erhalten. Es gilt also Vorkehrungen zu treffen – Notfallpläne zu entwickeln, Mitarbeitende zu schulen, einen Krisenstab und Ressourcen aufzubauen und vieles mehr.

Wie sieht der Alltag jetzt, im eingetretenen Ernstfall, aus?
Ich bin von morgens bis spät abends beschäftigt, ständig klingelt das Telefon und es kommen sehr viele E-Mails rein. Ich bin der Ansprechpartner für alle Mitarbeitenden im Bezirksamt, aber auch für alle externen Anfragen. Die Pandemie ist für den Katastrophenschützer – so komisch das klingt – das „klassische“ Krisenszenario. Eine Pandemie entsteht nicht von heute auf morgen. Dadurch habe ich als Katastrophenschützer Zeit, Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen vorzubereiten. Bei Starkregen oder Stromausfällen muss hingegen sofort Hilfe geleistet werden.

Heißt das, dass jede Behörde, die unter das Katastrophenschutzgesetz fällt, auch einen Pandemieplan haben muss?
Korrekt. Der Bezirk Lichtenberg war im Rahmen der Möglichkeiten gut vorbereitet. Wir hatten bereits 2018 unseren Pandemieplan aktualisiert. Ein Pandemieplan ist ein Mittel, um die eigenen Mitarbeitende zu schützen. Er enthält organisatorische Maßnahmen, wie bspw. den Aufbau eines Notbetriebes. Ein Pandemieplan ist kein Notfallplan für die Bevölkerung. Er hat den Zweck, die Verwaltung arbeitsfähig zu halten, damit sie ihre Aufgaben erfüllen kann, um die Bevölkerung zu schützen.

Wann genau greift ein Pandemieplan eigentlich?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat verschiedene Phasen einer pandemischen Entwicklung definiert. Bei einer massenhaften Ausbreitung auf der ganzen Welt ruft die WHO Phase 6 aus. Bei COVID-19, also Corona, passierte das am 11. März 2020. Das war der Moment, um schärfere Maßnahmen zu ergreifen. Allerdings sind alle Pandemiepläne jetzt das erste Mal im Einsatz. Sie basierten auf theoretischen Annahmen. In der Größenordnung gab es bisher nur die Spanische Grippe von 1918/19. Erst jetzt merken wir, ob die Pläne funktionieren. Auch wir werden unseren Pandemieplan nach Corona wieder anpassen müssen.

Funktioniert der Pandemieplan des Bezirksamtes gut?
Ich denke ja, weil z.B. die schnelle Umsetzung des Notbetriebes gut geklappt hat. In allen relevanten Bereichen, wie Gesundheitsamt, Sozialamt usw. wurde eine Personalreserve aufgebaut, die uns auch über Wochen handlungsfähig macht. Wir gehen davon aus, dass sich viele, die weiter vor Ort arbeiten, auch infizieren werden oder anderweitig krank werden können. Einfach aufgrund der Arbeitsbelastung.

Wie wird man eigentlich Katastrophenschutzbeauftragter?
Man sollte die entsprechenden Qualifikationen und Erfahrungen mitbringen. Ich selbst habe eine Ausbildung zum Rettungsassistenten gemacht und Rettungsingenieurwesen studiert, u.a. bei der Berliner Feuerwehr gearbeitet und 2015 im Krisenstab für die Geflüchteten-Aufnahme des Landes Sachsen. Diese Erfahrungen helfen mir jetzt. Umso fataler ist es, dass häufig fachfremde Menschen zu Katastrophenschutzbeauftragten ernannt werden, die diese Aufgabe zusätzlich übernehmen und die weder das Know-how, noch die Zeit dafür haben. Spätestens nach Corona sollte man das überdenken. Lichtenberg ist einer von nur fünf Bezirken, die Stellen ausschließlich für Katastrophen- und Zivilschutz eingerichtet haben.

Foto: Bezirksamt Lichtenberg