60 Jugendliche diskutierten mit Politikerinnen und Politikern.

Was bewegt Jugendliche und junge Erwachsene in Lichtenberg? Das war jüngst die zentrale Frage bei der sehr gut besuchten Jugend-Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im Rathaus Lichtenberg. Dass Politik nicht nur von erfahrenen Anzugträgerinnen und -trägern gemacht werden muss, wurde bei dieser Veranstaltung schnell deutlich. Unter dem Motto: „Ich mische mit“ trafen Fachkräfte und Lokalpolitikerinnen und -politiker während der ersten Veranstaltung dieser Art auf rund 60 Jugendliche.
Sie hatten sich in zehn verschiedenen Jugendfreizeiteinrichtungen und einer Lichtenberger Schule auf Themen vorbereitet, die sie besonders beschäftigen. So hatte der 16-jährige Miguel Welsch sich im Jugendclub „Funkloch“ dafür eingesetzt, dass es mehr Sportangebote gibt. „Ich dachte da an ein Mini-Fitness-Studio“, erklärt er. Drei andere Jugendliche aus dem Funkloch warben für mehr Ansprechpartner, mehr Möglichkeiten, dort Jugendkultur zu leben oder wünschten sich Kochkurse. Im Rathaus ordneten die Jugendlichen dann ihre Themen und diskutierten sie anschließend in unterschiedlichen Arbeitsgruppen mit mehreren Ausschussvorsitzenden aus der Erwachsenen-BVV.

Es ging heiß her, als sie mit dem Nachwuchs Themen wie Mieten in Lichtenberg, Schulwegsicherheit, Renovierung von Jugendclubs oder die mangelnde Flexibilität des Schulsystems debattierten. Dabei gab es auch Überraschungen, denn wer hätte gedacht, dass junge Menschen sich eine Mieterberatung im Jugendclub wünschen? Einige Verordnete der Lichtenberger BVV schlossen Patenschaften mit verschiedenen Jugendlichen, um ihre Themen weiterzuverfolgen und mitzunehmen, wenn diese in den Ausschüssen behandelt werden. Auch dazu sind die Jugendlichen herzlich eingeladen.

Miguel fotografierte mit seiner befreundeten Nachbarin Lara Brummund die Diskussionsrunden. Beide bildeten die Gruppe „Öffentlichkeitsarbeit“. „Vielleicht bewirkt es ja etwas, wenn die Erwachsenen unsere Themen mitnehmen“, hofft Lara Brummund, die sich aktuell zur Zahnmedizinischen Fachangestellten ausbilden lässt. Sie und Miguel freuten sich, dass es neben dem politischen Austausch auch kulturelle Beiträge gab: So besuchten beide kurzerhand einen DJ-Workshop und lernten, Songs nahtlos aneinander zu reihen. Auch Rap-Videos aus der Jugendfreizeiteinrichtung „Full House“ kamen zur Aufführung. Zwischendurch gab es Pizza, Burger und am Ende sogar ein kleines Konzert der letztjährigen Gewinnerin des „U18-Karaokemobils“ Eli und der Singer-Songwriterin Tyna. Miguel: „Ich dachte zuerst, das wird langweilig. Aber ich habe heute Dinge gelernt, die ich vorher nicht wusste. Eigentlich könnte man das noch mal machen.“ Dieser Meinung ist auch Jugendstadträtin Katrin Framke (parteilos, für Die Linke). Sie freute sich und dankte den fleißigen Organisatorinnen: „Wenn sich ein 15-jähriges Mädchen bei Verordneten dafür bedankt, dass ihr zugehört wird und sich daraus verbindliche Verabredungen ergeben, wenn alle bis zum Schluss bleiben und dabei fröhlich sind, dann ist das ein tolles jugendgerechtes Format, das wiederholt werden sollte!“

Foto:bbr