Die Grundschülerin Anna steht vor einem großen Loch in einer Aufstellerwand. Einmal den Kopf hinein stecken und laut „Nein“ schreien, das ist die Aufgabe. Anna zögert zuerst, dann traut sie sich doch. Ein gutes Gefühl.

Das Loch in der Wand ist Teil der von Strohhalm e.V. entwickelten interaktiven Ausstellung „Echt stark!“ zur Prävention von sexuellem Missbrauch. Sie wird vom 4. April bis 13. Mai in der Egon-Erwin-Kisch-Bibliothek, Frankfurter Allee 149, gezeigt.

Lichtenbergs Bezirksstadträtin für Jugend und Gesundheit, Dr. Sandra Obermeyer (parteilos, für Die Linke) sagt: „Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, die Wanderausstellung wieder nach Lichtenberg zu holen. Die Nachfrage im vergangenen Jahr war so groß, dass wir sie nun in der Bezirksmitte zeigen.“

„Echt stark!“ bietet Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren die Möglichkeit, sich spielerisch und interaktiv an sechs Stationen zu den Themen Körper, Gefühl, Berührungen, Nein-Sagen, Geheimnisse und Hilfe zu informieren. Dabei lernen sie ganz spielerisch relevante Botschaften zur Prävention von sexuellem Missbrauch. Jede Station hat vier Seiten, an denen unterschiedliche Aspekte der jeweiligen Botschaft behandelt werden.

Dabei droht „Echt stark!“ nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern macht Spaß und stärkt Kinder: So setzten sich Freunde von Anna auf den Jubelthron, die Mitschüler applaudieren.

Ein anderes Kind soll gleichzeitig vier Knöpfe drücken und eine Kurbel bewegen. So erleben die Schüler, dass es in manchen Situationen sinnvoll ist, Hilfe zu holen. Das Anziehen des mit Gewichten bestückten Sorgenmantels zeigt, wie belastend sich ein schlechtes Geheimnis anfühlt. „Echt stark“ erläutert Mädchen und Jungen ihre Rechte auf Schutz und Hilfe und informiert in altersgerechter Form, ohne dabei zu verunsichern.

Dass dieses Thema wichtig ist, zeigt die Statistik: 2013 sind in Deutschland mehr als 14.000 Kinder Opfer von sexuellem Missbrauch geworden. Jedes vierte Mädchen und jeder zehnte Junge waren ein oder mehrmals davon betroffen – die meisten von ihnen im Grundschulalter.

Studien aus den USA belegen, dass die Teilnahme an Präventionsprogrammen das Risiko, Opfer von sexuellem Missbrauch zu werden, um die Hälfte mindern kann.

Die Schau kann in Schulen und Freizeiteinrichtungen gezeigt werden und bietet auch einen interessanten Rahmen für weitere Veranstaltungen zum Thema und für Öffentlichkeitsarbeit. Das flankierende Konzept von Strohhalm e.V. beinhaltet eine vierstündige Fortbildung, einen Elternabend sowie umfassendes Begleitmaterial. Die Installation wurde vom Kieler Präventionsbüro „Petze“ konzipiert, Strohhalm konnte die Ausstellung mit freundlicher Unterstützung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes erwerben.